: Steiler Börsenaufschwung hält weiter an
■ Japanischer Börsenindex klettert weiter / In New York neuer Rekordsprung / US–Kongreß untersucht „schwarzen Montag“
New York/Tokio (AP) - An den internationalen Wertpapierbörsen hält die rasante Erholung von dem dramatischen Kurssturz des „schwarzen Montags“ an. Der Nikkei–Index in Tokio, der die durchschnittliche Entwicklung von 225 Aktien widerspiegelt, legte bis Ende der Vormittagssitzung um weitere 729,96 auf 24.677,36 Punkte zu, nachdem er am Mittwoch mit einem Sprung um 2.037,32 Punkte einen neuen Rekord aufgestellt hatte. Der Dow–Jones–Industrieindex in New York schnellte am Mittwoch um 186,84 Punkte nach oben, schlug damit seinen erst am Dienstag aufgestellten Rekord von 102,27 Punkten und blieb auf 2.027,85 Punkten stehen. Damit haben die gesamten amerikanischen Aktien die Hälfte des rechnerischen Wertverlustes von 503 Milliarden Dollar wettgemacht, den sie am Montag erlitten hatten. Analytiker vertraten die Ansicht, das neue Vertrauen der Anleger sei auf die beruhigenden Reaktionen führender Politiker in aller Welt zurückzuführen. Experten nennen unterschiedliche Gründe für die Panikverkäufe am Montag. In US–Fachkreisen wird dem Finanzminister James Baker eine Mitschuld angelastet. Baker hatte an den vorangegangenen Tagen in Interviews scharfe Kritik an Leitzinserhöhungen in der Bundesre publik geäußert und dabei die Möglichkeit offengelassen, daß die USA einen Verfall des internationalen Wertes des Dollars zulassen würden, um damit amerikanische Exportgüter zu verbilligen und die Importe zu verteuern. Damit sollten seiner Ansicht nach die Rezessionsgefahren, die sich aus weltweit höheren Zinsen ergeben, für die US–Wirtschaft abgewendet werden. Budgetverhandlungen Finanzminister JamesBaker, Budgetdirektor James Miller und der Stabschef des Weißen Hauses, Howard Baker, haben am Mittwoch die Beratungen mit dem Kongreß über einen Abbau des Etatdefizits begonnen, in die Präsident Ronald Reagan am Dienstag unter dem Eindruck der Turbulenzen am Aktienmarkt eingewilligt hatte. Reagan hatte bis dahin Steuererhöhungen kategorisch abgelehnt. Die US–Verschuldung war mit als Ursache für die steigenden Zinsen und somit den Börsenkrach angesehen worden. Unklar blieb aber, was Reagan akzeptieren könnte, nachdem er betont hatte, er habe seine Meinung in dieser Frage nicht geändert. Die Geschichte zeige, daß „Steuererhöhungen zu weniger Staatseinnahmen, und geringere Steuersätze zu erhöhten Staatseinnahmen führen“. Reagan muß es aus eigener Erfahrung ja wissen.
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