Steffen Grimberg Flimmern und Rauschen: Trump dreht die Uhr zurück – „Doctor Who“ reist voraus
Wie sich seit Wochen in den USA beweist, haben sie sie dort nicht mehr alle. Damit sind leider nicht nur Donald Trump, seine Regierung und übereifrige Vollstrecker wie Elon Musk gemeint. Auch die willigen Mitmacher in den Medien, die klein beigeben. „Heute nur die männliche Form des Sprachgebrauchs? Aber es sind eben nur die Männer, die den Schwanz einziehen oder vergleichen wollen“, sagt die Mitbewohnerin.
Da ist die von Trump unter Beschuss genommene „White House Corespondents’Association“ (WHCA), die seit etlichen Präsidentengenerationen den Zugang der Medien zum Weißen Haus regelt. In Zukunft will Trump hier selbst den Daumen draufhaben, hat die ersten (AP) schon vor die Tür gesetzt und andere (Breitbart) reingelassen. Was die WHCA prompt so eingeschüchtert hat, ist, dass sie den geplanten Auftritt von Amber Ruffin beim traditionellen WHCA-Dinner Ende April abgesagt haben. Schließlich ist die Comedy von Ruffin nicht so Trump-affin.
Das Network ABC hat schon vor Trumps Amtsantritt 15 Millionen Dollar für dessen künftige Bibliothek gespendet, um einen von Trump angestrengten Prozess wegen der Berichterstattung über seine Verurteilung als Sexualstraftäter beizulegen. Obwohl Expert*innen die Chancen von ABC, vor Gericht gegen Trump zu gewinnen, recht hoch eingeschätzt hatten.
Das reiht sich in eine lange Liste von Medienorganisationen ein, die sich in vorauseilendem Gehorsam lieb Kind zu machen versuchen. Ruhmreiche Ausnahmen sind bislang PBS und NPR, der kleine, ebenfalls unter Trump-Dauerbeschuss stehende öffentlich-rechtliche Rundfunk in den USA. Was vermutlich daran liegt, dass hier Chefinnen am Werk sind.
Appeasement dürfte Trump wenig beeindrucken. Aber rund 200 große US-Produktionsfirmen, hieß es vorige Woche beim TV-Branchentreff Series Mania, hätten aus ihren Jahresberichten die in den vergangenen Jahren so wichtigen Kapitel zu Diversität, Gleichstellung und Inklusion schon mal gestrichen.
Das ist ein klarer Fall für die Ärzt*in, genauer: den Doctor. Die Science-Fiction-Serie „Doctor Who“ der BBC läuft mit Unterbrechungen seit 1963. Sie hat in Sachen Zeitreisen und beim progressiv-gesellschaftlichen Wandel Maßstäbe gesetzt. Seit 2017 kann „der“ Doctor weiblich sein, divers und transgender sind kein Tabu und 2024 wurde Ncuti Gatwa der erste schwarze Doctor. Seit diesem Monat spielt Varada Sethu seine Begleiterin durch Zeit und Raum. Womit alle vier Hauptdarsteller*innen People of Colour sind. „We get to be in the Tardis. We’re going to piss off so many people“, sagt Sethu. „Especially Donald Trump! That’s the spirit!“
Einfach in den Tardis („Time And Relative Dimension(s) In Space“) und auf den Mars in eine Zeit, wo seine Kumpels Elon, Jeff und Mark bestimmt schon auf ihn warten.
Steffen Grimberg ist leitender Redakteur beim KNA-Mediendienst
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