piwik no script img

Steak-Brater weiter im Flugfieber

■ Konkurs der Hamburg Airlines abgewendet / 115 Arbeitsplätze gerettet Von Kai von Appen

Sich als kleine Kurzstrecken-Airlines in Deutschland gegen die große Lufthansa zu behaupten, ist nicht einfach. So mußte Ende vorigen Jahres Hamburgs einzige Fluggesellschaft – die „Hamburg Airlines“ – Konkurs anmelden. Doch jetzt die Wende: Wie aus Branchenkreisen zu vernehmen ist, hat Mitgesellschafter und Steakhouse-König Eugen Block erneut über eine Million Mark in die Airline investiert und die neue Gesellschaft „Hamburg Airlines Service GmbH“ gegründet. Die fünf kleinenTurbo-Prop-Maschinen können also weiter starten.

Hamburg Airlines war 1988 von Eugen Block gegründet worden. Zuvor war der Versuch zweier Kaufleute gescheitert, in Hamburg eine Fluggesellschaft für Kurzstreckenflüge zu etablieren. Nach nur zwei Jahren gerieten die „Holiday-Express“-Flieger in den Abwind. Als dann noch ein Flugzeug bei Itzehoe auf einem Acker notlanden mußte, stürzte auch „Holiday Express“wirtschaftlich ab.

Anders erging es zunächst Hamburg Airlines: Das Unternehmen konnte sich schnell Marktanteile im Kurzstreckenflug sichern, so daß sich die Verluste in den Anfangsjahren in Grenzen hielten. Doch Managementfehler brachten die Airline in Turbulenzen. Ende 1992 gab es erste Konkursgerüchte, die MitarbeiterInnen mußten auf einen Teil ihres Weihnachtsgeldes verzichten. Das Flug- und Bodenpersonal machte vor allem Eugen Block für die Misere veranwortlich, weil sich der branchenfremde Gastronom immer wieder in Entscheidungen der Fluggesellschaft eingemischt hatte und an den Realitäten vorbei für die sieben Flieger Linien plante, sie dann kurzerhand wieder aufgab oder die anvisierten Flughäfen gar nicht erst anfliegen ließ.

Ein stärkeres wirtschaftliches Fundament erhoffte sich der Steakhouse-König durch die Fusion mit „Saarland Airlines“. Es wurde zum Fiasko: Denn „Saarland Airlines“ betrachtete die Hamburger Schwester als Selbstbedienungsladen. Und als die Saarländer vergangenen Sommer ins Taumeln gerieten, weil sie eng mit dem Pleiter-Reiseveranstalter „MP-Travel“ zusammengearbeitet hatte, plünderten sie kurzerhand die Konten der Hamburg Airlines. "Die haben die Hamburg Airlines ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Das waren mehr als zehn Millionen Mark“, so Eugen Block. Ende 1993 meldete Hamburg Airlines Konkurs an.

Doch der Gastronom kann sich von seinem Flugfieber nicht lösen. Kurzerhand steckte der Steak-Brater eine weitere Million Mark in die Auffanggesellschaft und gründete die neue Gesellschaft – an der er 49 Prozent der Anteile hält – um die verbliebenen fünf Turbo-Prop Maschinen der Marke „Boeing Dash 8“ weiter in den Lüften zu halten. „Die 115 Mitarbeiter sind alle übernommen worden“, so Betriebsrätin Mary Beele zur taz. Die Betriebsrätin hofft, daß die Airline jetzt aus den Turbulenzen herauskommt: „Wir hoffen, das jetzt alles normal weiterläuft.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen