Statistik zur Internetnutzung: Zu wenig Silbersurferinnen
In Deutschland nutzen so viele das Internet wie nie zuvor. Doch das Surfen im Web ist noch immer eine Frage des Geschlechts, des Alters und der Bildung, so eine neue Studie.
BERLIN taz | Noch immer nutzt ein Viertel der Deutschen ab dem Alter von 14 Jahren das Internet nicht. Bei den über 70-Jährigen surft nur knapp jeder Vierte im Netz, so eine Studie der Initiative D21. Aus dem „(N)onliner Atlas 2011", der von TNS Infratest erstellt wurde, geht hervor, dass die Internetnutzung in engem Zusammenhang mit Alter, Geschlecht und Bildung steht. Demnach wird das Netz von knapp 81 Prozent der Männer aufgesucht, bei den Frauen sind es hingegen nur knapp 70 Prozent. Besonders stark fällt diese Kluft zwischen Mann und Frau bei den ab 70-Jährigen aus. Dort beträgt die Differenz knapp 20 Prozentpunkte.
Dies hänge vor allem mit dem noch vorherrschenden Geschlechterbildern zusammen, sagt Daniel Ott von der Initiative D21. „Männer gelten noch immer als Technik-affin und kommen durch ihre Berufserfahrung eher mit dem Internet in Kontakt." Ältere Frauen hätten durch die klassische Rollenverteilung geringere Chancen, mit dem Netz in Berührung zu kommen. „Männern wird grundsätzlich immer nachgesagt, dass sie niemals aufhören, Kind zu sein", so Ott.
Die Zahlen bei Schülern deuten hingegen eine zunehmende Angleichung an. Dort nutzen laut der Studie sogar leicht mehr Mädchen als Jungen das Internet. Insgesamt ist die Kluft im Vergleich zum Vorjahr weiter geschrumpft.
Auch in Sachen Einkommen kommt die Studie zu deutlichen Ergebnissen: Demnach beträgt das Durchschnittseinkommen eines Internetnutzers 2380 Euro, bei den „Offlinern" dagegen 1560 Euro. Der Zugang zur Onlinewelt ist also durchaus eine Frage der Geldbörse.
Zudem ist das Alter der Nicht-Internetnutzer im Schnitt von 65,2 auf 66,8 Jahre gestiegen. Daran zeige sich, dass die „Offliner" immer mehr zur „Gruppe der Alten" würden, so die Studie.
Mehr Nutzer im Westen
Eine deutliche Diskrepanz ist auch bei einer Staffelung nach Bildungsniveau auszumachen: Lediglich jeder Zweite mit Hauptschulabschluss und ohne Lehre surfe im Web. „Wer über einen niedrigen Bildungsgrad verfügt, der hat auch meist einen Job, der das Nutzen des Internets nicht erfordert", sagt Ott. Jedoch konnte auch diese Gruppe im Vergleich zum Vorjahr um überdurchschnittliche 4,9 Prozentpunkte zulegen.
Im Vergleich zwischen alten und neuen Bundesländern lassen sich ebenfalls Unterschiede erkennen: Im Westen nutzen gut 75 Prozent der Bürger das Netz, im Osten dagegen lediglich knapp 70 Prozent. Erklärt werden könne dieser Unterschied mit den vielen ländlichen Flächen im Osten, die bisher noch nicht über eine Breitbandanbindung verfügen, so Ott. In Städten wie Leipzig gebe es dagegen hohe Userzahlen. Auch der demografische Faktor spiele eine Rolle: „Im Osten leben weniger junge Menschen, die es eher in den Westen zieht."
Im Länder-Ranking liegen deswegen die neuen Bundesländer auf den hinteren Plätzen. Doch auch das Saarland schaffte es mit knapp 67 Prozent an Internetnutzern nur auf den vorletzten Platz. „Das Saarland verfügt wie die neuen Bundesländer über wenig Infrastruktur und eine gealterte Bevölkerung", merkt Ott an. Schlusslicht ist mit etwas mehr als 64 Prozent Sachsen-Anhalt. Auf den vorderen Plätzen landeten Bremen mit gut 80 Prozent und Berlin mit mehr als 79 Prozent.
So viele Surfer wie noch nie
Insgesamt vermeldet der elfte „(N)onliner Atlas" eine positive Nutzerentwicklung: Das „Land der Onliner" hat im Vergleich zu 2010 um 2,7 Prozentpunkte zugelegt. Somit surfen 52,7 Millionen Deutsche, die älter als 14 Jahre sind, im Netz. So viele wie noch nie zuvor. Im Vergleich zum Jahr 2001 hat sich die Zahl sogar verdoppelt. Im europaweiten Vergleich landet Deutschland damit auf dem siebten Platz.
Für Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21, ist jedoch eine Entwicklung besorgniserregend: Nur noch 3,3 Prozent seien „Nutzungsplaner", beabsichtigen also, in nächster Zeit ihren Status als "Offliner" aufzugeben. Im Vorjahr waren es noch 3,8 Prozent. Deswegen müsse es eine „gezielte Ansprache" an Nichtnutzer geben, um „der gesamten Gesellschaft den Weg in die digitale Welt zu ermöglichen", so Schwaderer.
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