: Stasi wollte auch in Leipzig internieren
Hamburg (dpa) - Der ehemalige Staatssicherheitsdienst der DDR wollte nach einem Bericht des Fernsehmagazins SpiegelTV allein 122 Oppositionelle aus Leipzig in einem Internierungslager einsperren. Dies gehe aus einem Papier vom 9.Oktober 1989 hervor, das von der Bezirksstelle der Staatssicherheit in Leipzig ausgestellt worden sei, berichtete das Magazin in seiner Sendung am Sonntag abend. Auf der Liste stünden fast alle Pfarrer der Leipziger Kirchen, darunter der Superintendent der Thomaskirche, Johannes Richter, sowie der Superintendent der Nikolaikirche, Friedrich Magirius.
Der Darstellung zufolge trägt die Liste die Überschrift „Im Rahmen des Vorbeugungskomplexes zuzuführende Personen, die dem politischen Untergrund zuzuordnen sind“. In der Liste seien auch Oppositionelle genannt, weil sie zum Beispiel als „ständige Nichtwähler“, Kontaktpersonen zum Neuen Forum oder „Teilnehmer an sogenannten feindlich-negativen Zusammenrottungen“ bei der Stasi aktenkundig geworden seien. Das Magazin wies darauf hin, daß die Namensliste offensichtlich aus Anlaß der Leipziger Demonstrationen angefertigt worden sei.
Der ehemalige Leipziger Vizechef der Stasi bestätigte nach Angaben des Magazins, daß es Pläne für eine Internierung von Oppositionellen gegeben habe, allerdings nur für den Kriegsfall.
Aus Aktenmaterial, das Vertreter des zuständigen Bürgerkomitees in Erfurt gefunden hatten, war letzte Woche ebenfalls hervorgegangen, daß die Stasi mindestens 24 Isolierungs- und Internierungslager für „Staatsfeinde“ und Andersdenkende geplant und zum Teil bereits vorbereitet hatte.
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