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Stasi als Maueröffner

■ Stasi-Offiziere vor Ort sollen Mauer geöffnet haben

Berlin/Hamburg (ap) — Nach Berichten der PDS-Zeitung 'Neues Deutschland‘ und der Fernsehsendung „Spiegel TV“ sollen Offiziere der DDR-Staatssicherheit vor Ort die Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989 ermöglicht haben. Widersprüchlich war in den Berichten allerdings die Rolle des stellvertretenden DDR-Ministers für Staatssicherheit, Gerhard Neiber. Das 'Neue Deutschland‘ räumt ihm eine Schlüsselrolle bei der Freigabe der Übergänge ein, während das Fernsehmagazin meldete, Neiber habe befohlen, die Grenze „dicht“ zu halten. Die Bundesregierung soll von einem bevorstehenden Reisegesetz informiert gewesen sein.

Der Sendung zufolge waren es allein die Offiziere des Grenzübergangs Bornholmer Straße, die eigenmächtig die Mauer öffneten. Übereinstimmend berichteten die Zeitung und die Hamburger Fernsehredaktion, daß der damalige Staatschef Egon Krenz trotz gegenteiliger Behauptung nie eine klare Anweisung zur Grenzöffnung gegeben habe. Die Bundesregierung in Bonn habe im Gegensatz zur Sowjetunion und den Westmächten den ursprünglich beabsichtigten Zeitpunkt der Reisefreiheit für die DDR-Bürger gekannt.

Nach Angaben des 'Neuen Deutschlands‘ sollen der Stasi- Oberst Ziegenhorn und Generalleutnant Neiber am Abend des 9.November 1989 den Befehl zur Maueröffnung gegeben haben. Ziegenhorn habe nach dem beginnenden Massenansturm der DDR- Bürger an die Grenzübergänge seinem Chef mitgeteilt: „Es ist nicht mehr zu halten. Unsere Genossen stehen mittendrin. Wir müssen sie laufen lassen...“

„Spiegel TV“ ließ dem Vorabbericht zufolge am Sonntag acht Offiziere der Stasi und der Grenztruppen über die Ereignisse am 9.November 1989 zu Wort kommen. Ihren Angaben zufolge haben das zuständige Lagezentrum der Staatssicherheit und Generalleutnant Neiber an jenem Abend zuerst den Befehl erteilt, die Grenze nach West-Berlin „dicht“ zu halten. Gegen 21 Uhr sei dann die Anordnung erteilt worden, ausreisewilligen DDR-Bürgern, die sich am Grenzübergang versammelt hatten, die Pässe mit einem Stempel zu entwerten und ausreisen zu lassen.

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