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Startrampe

Bei James Bond will man alles, nur nicht überrascht werden. Der Geheimagent seiner Majes-tät soll sein nach ihm benanntes Girl ein paar mal schmierig anbaggern, die neuen Gimmicks von Q zu Schrott fahren und die Welt retten. Das macht Brosnan nach einem furiosen Anfang in 007 – Die Welt ist nicht genug natürlich ganz vorschriftsmäßig. Aber muss unser Heil ausgerechnet von so etwas Altmodischem wie einer Atombombe in einer für den Konzernkapitalismus lebenswichtigen Pipeline bedroht werden? Oder muss ausgerechnet Denise Richards als Atomwissenschaftlerin im Lara-Croft-Look beim Wet-T-Shirt-Contest Südrusslands mitturnen? Außerdem wollen wir wieder einen deutschen Bösewicht – und nicht den ohnehin überbeschäftigten Robert Carlyle. Wo sollen unsere älteren Schauspieler sonst noch Arbeit finden?

Für Leos Carax steckt die Wahrheit nicht nur zwischen den Zeilen, sondern auch zwischen den Buchstaben: Sein Pseudonym setzt sich anagrammatisch aus dem Namen seines Opas zusammen und Pola X aus den Anfangsbuchstaben der französischen Übersetzung des Melville-Romans, auf dem die Inzucht-Intrige basiert. Das X steht in Carax' Numerologie übrigens für sein zehntes Drehbuch. Acht Jahre nach Die Liebenden von Pônt-Neuf taucht der rätselhafte Franzose nun Guillaume Depardieu, Catherine Deneuve und Katerina Golubeva tief in die innerfamiliäre Seelenpein. Ein eregierter Penis ist bei dieser Suche nach der Kunst auch noch in Aktion zu sehen.

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