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Startbahnprozeß: Eichler schwer belastet

■ Andreas Eichler hatte Mitangeklagten belastet/ Überraschende Aussage für Hoffmann

Frankfurt/Main (taz) — Im Startbahnprozeß vor der Staatsschutzkammer am Oberlandesgericht Frankfurt haben gestern Zeugen den Angeklagten Frank Hoffmann entlastet und Andreas Eichler, der mit Hoffmann auf der Anklagebank sitzt, schwer belastet.

Bislang hatte Eichler angegeben, daß ihm Hoffmann die Pistole, mit der zwei Polizisten bei einer Demonstration am 2. November 1987 erschossen wurden, auf dem Rückweg von der Startbahn West zugesteckt habe. Die Mordanklage gegen Hoffmann beruht weitgehend auf dieser Aussage. Ein Zeuge erklärte gestern, daß er einen Mann in Richtung Startbahnmauer und in Richtung der anrückenden Polizeitrupps habe schießen sehen. Er habe den maskierten Mann damals angesprochen und könne mit Sicherheit ausschließen, daß es sich um Hoffmann handelte. Vielmehr meinte er, Andreas Eichler wiedererkannt zu haben. Ein weiterer Zeuge der Verteidigung berichtete überraschend, daß er an jenem Abend fast die ganze Zeit mit Hoffmann zusammen war. Sie hätten sich nicht an Ausschreitungen beteiligt. Mit diesen Aussagen ist die Anklage gegen Hoffmann nun weitgehend zusammengebrochen. Bei der Demonstration gegen den Flughafenausbau waren die Beamten aus einer Entfernung zwischen 80 und über 500 Metern getroffen worden. Gutachten von Sachverständigen hatten bereits ergeben, daß gezielte Schüsse auf diese Distanz für Laien nicht möglich sind. Außerdem wurde belegt, daß die 1986 bei einer Antiatomdemo in Hanau geklaute Polizeipistole verzogen ist und höher schießt als anvisiert. SEITE 4

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