Star des Tages: Chilli Morning
Hühott, hühott. Die wenigen Zuschauer auf den leeren Tribünen zeigen sich vorsichtig begeistert. Gemessen klatschen sie im Takt sanft ihre Handflächen aneinander. Achtung! Bloß nicht zu laut sein, bloß kein weiteres Körperteil bewegen. Nach fünf Sekunden ist die Ekstase vorbei.
Im Trab verlässt der 16-jährige Chilli Morning das Dressurviereck. Kein lautes Wiehern, kein Gezeter. Der kastanienbraune Hengst aus brandenburgischer Züchtung bleibt tiefenentspannt. Durchatmen. Er schwimmt auf der Erfolgswelle, alle schauen ihn an. A star is born!
Nach Monaten der Vernachlässigung, sein Reiter, der Brite William Fox-Pitt, musste nach einem schweren Sturz lange Zeit das Krankenhausbett hüten, hätte niemand auf ein solches Comeback gewettet. „Chilli?“ – „Der wird doch nie was!“, sagten sie. Doch Chilli Morning wollte es seinen Kritikern, seinen Gegnern und vor allem seiner Familie zeigen. Phantomic XX, Koralle, Secreto XX, Kolibri. Namen, die die Welt bedeuten. Sportpferde allerhöchster Güte. Seine ältesten Verwandten flüchteten 1945 sogar vor der sowjetischen Invasion. Der Druck der Herkunft belastete Chili sehr. Die ersten Profijahre waren wenig erfolgreich. Doch Aufgeben kam für ihn nie in Frage. Die Niederlagen kratzten an seinem Ego, aber motivierten ihn auch zu Höchstleistungen. 2015 gewann er die „Badminton Horse Trials“. Eine Sensation, ein Triumph! Und nun? Nach dem ersten Wettbewerb führte er die Einzelwertung der Vielseitigkeitsreiter an.
Seine Eltern wären stolz auf ihn. Chilli Morning ist das Symbol des britischen Reitsports. Ein Vorbild für jeden, der einmal aufs Treppchen traben will. Sören haberlandt
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