■ Standbild: DGB-Prop im TV
„Der goldene Handschlag“, Mi., 21.45 Uhr, ARD
So gut hätte man's auch gerne. Der Chef bittet zum Gespräch mit unbestimmtem Thema in irgendein Pariser Hotel, im Kopf klickt es: Die wollen dich schassen. Rasch den Anwalt anrufen, ihm den Auftrag zur Abfindungsverhandlung geben und ruhig nach Frankreich fliegen. Mit einem Glas Champagner in der Hand abwarten, wie hoch die Abfindung ausfällt.
Sanft schnurrt der Manager durch die Sphären der Wirtschaft. Abgepolstert und mit dickem Bankkonto. Die Welt ist so einfach im Fernsehen. Wie mag Gero Gemballa die Story verkauft haben? Womöglich nach dem Motto: Die Reichen werden immer reicher. Zuerst wirtschaftet Hennemann die Vulkan- Werft in Grund und Boden, kassiert 1,8 Millionen Abfindung und kann sich aus der U-Haft freikaufen. Oder Schimmelbusch, 1991 als Manager des Jahres gefeiert, fährt die Metallgesellschaft an die Wand und nimmt vier Millionen auf einen Schlag mit, neben dem jährlichen Schmerzensgeld von 300.000 Mark. Es läuft immer nach demselben Muster. Manager bomben die Firmen leer, feuern Tausende von Arbeitern, und wenn sie selbst auf die Abschußliste geraten, stecken sie reuelos die Millionen ein. Gewissenlose Bande.
Ein Film im Agitprop-Stil der 70er Jahre. Nicht nur Manager, auch Politiker bereichern sich auf unsere Kosten. Der krebskranke Chemiefacharbeiter aber, der für sein Leben in der Fabrik mit 73.000 Mark abgefunden werden sollte, starb zwei Tage, bevor der Vertrag gültig wurde. Pech für die Witwe. Ihr Mann hatte den Anspruch nicht vertraglich an sie weitergereicht. Einem Manager oder Politiker wäre das nicht passiert. Profan die Botschaft: Ungerecht ist die Welt. Und sie dreht sich sogar jeden Tag aufs neue. Annette Rogalla
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