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■ StandbildWarten aufs Aquarium

„Innenansichten einer Rundfunkanstalt“, Teil 1, Montag, 21.45 Uhr, ORB

Schlanke Anstalt, dicker Film. So lautete wohl die Devise des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB), der zu Wochenbeginn seinen ZuschauerInnen die Wartezeit aufs Aquarium mit einer dreiteiligen Dokumentation über sich selbst versalzte (Teil 3 läuft heute um 22.25 Uhr). Im Namen der Anstalt durfte der DEFA-gestählte Filmemacher Günter Jordan die MitarbeiterInnen des Potsdamer Wolken- und Wiesensenders ein Jahr lang von der Arbeit abhalten. Nur drei Bedingungen soll ihm Intendant Hansjürgen Rosenbauer dabei gestellt haben: Der Film dürfe nicht langweilig, solle kritisch und müsse dokumentarisch sein. Die letzten beiden hat Jordan immerhin erfüllt.

Es fällt einem natürlich schwer, etwas Böses über die gute, altgewordene Tante ORB zu schreiben. Der Sozi-Sender mit dem muffigen Siebziger-Jahre-Charme, der deftigen Prise DDR-Nostalgie und dem sozialen Herz (Behinderte und Rock- Rentnerin Nina Hagen haben eine eigene Sendung) ist schließlich immer noch der beste, den der unverschüsselte Cottbuser und Berliner empfangen kann. Aber Günter Jordan hat sich leider allzu sehr nach der alten DDR-Dokfilm-Schule gerichtet. Alle Statements ließ er mehrfach von verschiedenen Interview- Partnern wiederholen, um so den ZuschauerInnen seine Botschaften regelrecht einzupauken. Den Inhalt des ersten Filmteils hätte er nämlich mit folgenden O-Tönen auch gut in 2,30 zusammenfassen können: „Es ist ein Wunder, wie schnell wir den Sender aus dem Boden gestampft haben“ – „So langsam haben wir uns eingearbeitet“ – „Die Zeit der Anarchie ist vorbei“ – „Wir müssen uns jeden Morgen neu motivieren.“

Sie sehen schon, eine ziemlich traurige Geschichte. Wie traurig, das zeigt Jordan am Beispiel von Rockradio B. Der erste öffentlich-rechtliche Sender für die Kreuzberger Szene kam nicht einmal in die Pubertät und wurde Anfang März durch Dudel-Fritz! ersetzt. „Unverfrorenheit der Macht“, darf Redakteur Jürgen Balitzki noch einmal schimpfen. Aber das war's. Denn so böse können wir den ORB-Chefs gar nicht sein. Rockradio war schließlich unprofessionell, und der Herr Rosenbauer ist ein sympathischer Mann. Engagiert und, obwohl aus Köln importiert, ein Freund der Ossis. Ja, der ORB ist innerhalb eines Jahres normal und stinklangweilig geworden. Genauso wie Günter Jordans Dokumentation. Micha Schulze

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