■ Standbild: „Dunkles“ Bonanza
„Okavanga“, Mittwoch,
18.55 Uhr, ARD
Auf der lauschigen kleinen Farm im Dschungel von Namibia sitzt des nachts Familie McKensey plötzlich im Dunkeln, weil der Generator ausgefallen ist. Dazu weiß Sohnemann Kyle den passenden zwielichtigen Kalauer: „Naja, schließlich nennt man Afrika ja den ,dunklen Kontinent‘.“ Ha, ha, ha. Ist das nun schwarzer Humor oder sind das finstere Ressentiments über ein Land der Dritten Welt? Von diesem Kaliber sind jedenfalls die Pointen in der amerikanischen Serie „Okavanga“, die seit einigen Wochen jeden Mittwoch im Vorabendprogramm der ARD läuft. Die comedy show ist sich nicht zu schade, noch das altbackenste Klischee aus den fünfziger Jahren über Afrika zu verbraten.
Protagonisten der Serie sind natürlich Weiße: Die McKenseys aus Los Angeles, die auf der Flucht vor der Zivilisation mit einer Farm in Namibia ein neues Leben beginnen wollen. Out of America muß die kalifornische Familie Robinson jedoch feststellen, daß im afrikanischen Busch mancherlei Gefahren auf den weißen Mann lauern. Da ist zum Beispiel dieser Dorfschamane, eine buntbemalte Lachfigur, die versucht, durch veitstanzartiges Herumhüpfen ein kleines Mädchen von einer unerklärlichen Krankheit zu heilen. Als Mutter McKensey seine Heilmethoden durch Handgreiflichkeiten beenden will, verflucht er sie, und fortan wird bei den McKenseys die Milch sauer. Trotzdem greift die Amerikanerin beherzt ein und verfrachtet die Kleine zur nächsten Missionsstation, wo sie jedoch erfahren muß, daß für den Schwarzen der Medizinmann der beste Heiler ist. „Wir vertrauen Doktoren, aber wir glauben an den Schamanen“, sagt ihr der Vater des kleinen Mädchens, und plötzlich ist das afrikanische Gör wieder putzmunter.
„Eure Welt ist nicht die unsere“, sagt ihr die Missionsärztin. Tja, und weil Weiße Afrika sowieso nicht verstehen können, muß man sich nicht lange mit Land und Leuten aufhalten und kann seiner Phantasie freien Lauf lassen, wenn man eine Serie in Afrika dreht. Die sieht dann aus wie ein recyceltes „Bonanza“, bloß halt auf dem „dunklen Kontinent“. Die besorgten ARD-Intendanten versuchen ja zur Zeit, die Wahlwerbung aus ihrem Programm zu verbannen – angeblich, weil sie keine ausländerfeindlichen Spots der „Republikaner“ zeigen wollen. Vielleicht sollten sie mit dem Aufräumen mal beim eigenen Vorabendprogramm anfangen... Tilman Baumgärtel
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