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■ StandbildAlien TV

„Willemsens Woche“,

Fr. 22.45 Uhr, ZDF

Wenn wir uns auf die Couch legen und dem Nervendoktor berichten, daß wir die Mutter vergewaltigen und den Vater meucheln wollen, dann gibt es einen, der schweigt und einfach nur zuhört. Bei Roger Willemsen ist es das genaue Gegenteil. Willemsen redet meistens am liebsten selbst und hört dabei nur, was er hören will. Auch nach dem Relaunch am Freitag und mit neuem Bühnenbild bleibt der Zweimetermann sich damit treu.

Einen wie betrunken deherredenden Hansjörg Felmy kann man schon damit verblüffen, daß man ihm vorhält, was er vor 40 Jahren in Studio B gemacht hat. Das Interessante und Charakteristische des nächsten Gastes Grit Breuer blitzte zwischen Sportfachgespräch und leutseliger Anhimmelei kaum auf. Ganz furchtbar – und nicht einmal unfreiwillig komisch – geriet das delirante Gefasel des Jesco von Puttkamer. Man kennt ihn noch als technikbesessenen Kolumnisten des Perry Rhodan Magazins. Begünstigt von Willemsens völlig unkritischer Nachfrage, legte der Mars-Mann aus dem Stab Wernher von Brauns einen Auftritt hin, als sei er geistig und körperlich bereits auf dem roten Planeten.

Erbarmen mit dem Publikum kannte man nicht, denn danach kam Ute Ohoven. Die aristokratische Spenden- Queen sprach bigott über die „göttliche Erscheinung“ von Mutter Teresa, der sie in einem „einfachen blauen Leinenkleid aus dem Kaufhof“ gegenübertrat. Bei diesen Geschichten, wie sie nur das Leben schreibt, erlahmt jeder telegene Überlebenswille. Ein einziger Satz aus dem Mund Puttkamers beschrieb die Situation des Zuschauers vor dem Fernseher treffend: „Wir sind als Menschen noch gar nicht reif, ein Alien empfangen zu können.“ Manfred Riepe

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