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■ Standbild„Atelier 4“, Frauen und Männer aus der Kulturszene diskutieren über Frauenbewegung und Emanzipation“

(“Atelier 4“, Frauen und Männer aus der Kulturszene diskutieren über Frauenbewegung und Emanzipation, Mo., 28.11., ZDF, 22.10 Uhr) Ach Göttin, verschone mich fürderhin von den Ambitionen des ZDF. Die Leidenschaft kann einer abhanden kommen. Die Lust auf die eigene Politik. Seit die SPD die Quoten einführte, hat sie auch das ZDF entdeckt, die „herrlichen Zeiten für Frauen“. So der Titel der Gesprächsrunde am späten Abend. Fünf Frauen und ein Moderator.

Die fünf geladenen Frauen waren sehr viel klüger als der Vorspann, intelligent und dezidiert rückten sie das Bild von den herrlichen Zeiten zurecht. Aber recht belebt und animiert wirkten sie nicht. Marie Marcks, der Kariakaturistin, war, so schien es, in den Hallen des ZDF der Witz abhanden gekommen, und Heide Pfarr, der Professorin und profilierten Frauenpolitikerin, die Angriffslust. Es hätte ja auch interessant werden können, wenn sich sich Heide Pfarr zum Beispiel mit Marie-Luise Günther, der erfolgreichen Unternehmerin aus München, wirklich über Emanzipation gestritten hätte. Aber damit es nicht so weit kommt, gibt es den Moderator. Der Moderator ist ein Mensch, der sich freut, wenn nichts Neues gesagt wird. Und nichts Anrüchiges. Zum Beispiel das Wort „Lesbe“, da kommen wir doch gleich zur nächsten Frage... Also Ingo Herrmann hatte seinen Katalog von a-e: Haben Frauen weibliche Eigenschaften, verhalten sich Frauen anders im Beruf, wie vereinbaren sie Beruf und Familie?

Dann fragte er auch noch nach den Männern. Hier hätten die fünf Ladies wenigstens ein bißchen Hexengeflüster in das Öffentlich-Rechtliche bringen können. Wenigstens ein bißchen über die Männer schänden können. Aber nein. Frauen sind ritterliche Wesen: Fünf gegen einen – das ist nicht fair. Nur die Dirigentin und Komponistin Patricia Jünger packte ein zorniges Gefühl ob seines penetranten Geredes von den Chancen der Frauen. Und so stellte auch sie die einzig vernünftige Frage des Abends: ob das ganze Medientamtam vom Erfolg der Frauen nicht dazu diene, die Angst und Abwehr bei den Männern zu schüren? Wenn Frauen dann ein Fitzelchen erreicht haben und womöglich noch ein Fitzelchen mehr wollen, dann heißt es: Jetzt ist aber genug. Oder wie es Ingo Herrmann so klug formulierte: „Herrliche Zeiten“ für Frauen wären vielleicht „dämliche Zeiten“ für Männer. Wie wahr!

Helga Lukoschat

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