Standbild: Ethno-Groteske
■ "Negerküsse"
„Negerküsse“, Mittwoch, 20.15 Uhr, ARD
Da sitzt man nun 20 Minuten vor dem leeren, weißen Blatt und überlegt: Warum war dieser Film eigentlich so stinklangweilig?
Die Ideen war zumindest nicht schlecht. Ein dekadenter, ignoranter Bananenrepublik- Botschafter, dessen größte Sorge die defekte Wasserspülung der Herrentoilette ist. Dessen Sekretärin deponiert die Leiche eines Reiseleiters in der Tiefkühltruhe ihres Exfreundes Norbert. Der wiederum ist nach Afrika gekommen, weil sein Schulfreund Muhendo durch einen Putsch in seinem Heimatland Staatspräsident geworden ist. Richtig, das erinnert ein wenig an Woody Allens „Bananas“. Aber das ist auch schon alles.
Als ob sie es jedem recht machen wollte, changiert Regisseurin Maria Theresia Wagner mit dem Stoff von „Ekel Alfred“- Autor Wolfgang Menge zwischen Groteske und Sozialkritik, so daß weder das eine noch das andere rüberkommt. Wenn Eberhard Feik den jovial-dreisten Waffenschieber raushängen lassen will, so geht das immer ein Stück zu sehr ins Chargenhafte. Tilo Brückner, der solche Typen bestens karikieren kann, war dafür mit einer winzigen Nebenrolle unterbeschäftigt.
Vor allem jedoch die dezidierte Kritik an der Ausbeutung des Südens durch den Norden wirkte aus dem Mund des Präsidenten so aufgesetzt wie im Fußballstadion die Schweigeminute für den verstorbenen DFB- Präsidenten Neuberger. Es fehlte stets der gewisse „Tuck“ [hessisch: ein Quentchen, die Übersetzerin] Pointierung.
Wenn schließlich noch die obligatorische, deutsch-vertrackte Liebesgeschichte miterzählt werden muß – erst will sie nicht, dann will sie, weil er mit der anderen... – dann wird die verratzte Pseudo-Ethno-Groteske völlig hölzern. Sicher, man gefällt sich in bitteren Anklagen an deutsche Diplomaten und Geschäftemacher und gibt sich schon im Titel „Negerküsse“ provokativ. Das kommt aber alles so brav und betulich daher, als hätte man den Film auf einem Uni-Seminar für Satire entwickelt.
Was dem behäbigen Streifen abgeht, sind Tempo und Witz. Die Gags ein bißchen beiläufiger bringen – oder gleich ganz reinlangen, wie bei „Monthy Python's Flying Circus“. Mr. Menge, how did you do it? Manfred Riepe
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