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■ StandbildSchiefe Bahn: "Die Seele des Verbrechens"

„Die Seele des Verbrechens“, Mittwoch, 20.15 Uhr, Bayern3

„Forscher, Fakten, Visionen“ ist ein Wissenschaftsmagazin. Bei diesem Terminus denkt man an Wundertüte. Falsch gedacht! Die Sendung hebt an mit einem Blick in ein Boulevardblatt: denn diese Art von Presse bestimmt unsere Ansichten über das Verbrechen. Wo der Konkurrenzkampf tobt, überbieten sich die Gazetten in der Schilderung von Straftaten. Die Folge: Ein Volk hat Angst. Namentlich die Bewohner der ehemaligen DDR, in der, wie die AutorInnen vornehmlich durch Interviews vermitteln, seinerzeit ein vertrautes Verhältnis zu den zuständigen Polizeibeamten und ein funktionierendes soziales System die Kriminalitätsrate niedrig hielten. Heute ist es anders: Die beigetretenen Neubürger verrammeln ihre Refugien und gehen mangels Ordnungskräften selbst auf Streife. Und das, obwohl die Kriminalitätsrate in den neuen Bundesländern unter der der meisten westlichen Länder liegt.

Den theoretischen Aspekt der Kriminalität thematisierte Beatrice Sonhüter in ihrem Film „Der Weg auf die schiefe Bahn“. Die schiefe Bahn – eine Metapher, die von der Autorin gewitzt übernommen und als Erklärungsmodell genutzt wurde. Genau betrachtet, geraten die jeweiligen Delinquenten nicht auf die schiefe Bahn, sondern aufs falsche Gleis, weil irgendwann eine Weiche falsch gestellt wurde.

Kameraarbeit, Interview- und Off-Text korrespondierten hervorragend in diesem Beitrag. Ohne oberlehrerhaft zu sein, war die Regie weit entfernt von jener visuellen Beliebigkeit, die so viele Kultur- und Wissenschaftsmagazine des deutschen Fernsehens vollends unerträglich macht.

In der Sendung zum Thema Verbrechen blieb allein ein Aspekt unerwähnt: Laut einer Hamburger Studie sind AkademikerInnen, Selbständige und AbiturientInnen führend in Sachen Gesetzesübertretung. Schreibe ich hier also für Gauner? Herr Dittmeyer

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