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■ StandbildBerliner Sause

„Durchreise“, ZDF, 6. und 8. März, 20.15 Uhr

So ein bißchen meint man bei der „Durchreise“, in einem Erich-Kästner-Roman spazieren zu gehen: Die Chose ist ziemlich urberlinisch, frühe dreißiger Jahre. Plakate für Max-Reinhardt-Inszenierungen, lauter Pünktchens und Antons auf der Straße (Piefkes natürlich auch jede Menge), ein flotter Ton.

Die sechsteilige Chronik einer Berliner Modefirma hebt sich von anderen „Holocaust- Sagas“ ab, die die Vernichtung der Juden zum tragischen Klimax eines Rührstücks herabwursten. Flatows Geschichte endet 1991, und die darin auftauchenden Juden werden nicht — wie in „Holocaust“ — als edle Märtyrer dargestellt, sondern als ebenso widersprüchlich wie der Rest der Mannschaft. Manche haben Angst, manche schätzen die Lage falsch ein; manche sind religiös, andere nicht. Man arbeitet, verliebt sich, ärgert sich und läuft schließlich um sein Leben — wie eben Nachbarn das tun, aus denen plötzlich Juden werden. Stereotypen werden durchkreuzt: Als Fiedler, ein nichtjüdischer Angestellter, einmal seinem Chef gegenüber davon spricht, daß man da „Mazzl“ hatte, fragt Salomon freundlich: „Was jüdeln Sie denn so? Sehen Sie das von mir?“ Später wird Fiedler ein Parteiabzeichen unter dem Revers tragen.

Die Chemie im Ensemble stimmt. Udo Samel ist Max Salomon, Besitzer der Konfektionsfirma, und es ist schon was, ihn mit Zigarre aus dem U-Bahn-Tunnel aufsteigen zu sehen, langsam, bedächtig, verwundbar. Bei jeder Rolle, die Samel spielt — ob er dem Mond zuzwinkert im „Amphytrion“ oder seine Krawatte brüskiert zurechtzurrt in „Die Zeit, das Zimmer“ — immer hält man genau das für die Rolle, die er schon immer hätte spielen sollen. Monika Hemholtz (agil: Simone Thomalla) hat ein mütterlich-begehrliches Auge auf den kleinen Siegfried geworfen, der seinerseits hinter den blonden Schicksen her ist. Wolfgang Bahro gibt eine nicht-denunziatorische Performance als schwuler Konfektionist Naumann, während Rolf Hoppe, der sonst immer als glupschäugiger Nazi fungiert, den geizigen jüdischen Onkel Fraenkel darstellt. Auch wenn selbst diese Serie nicht ganz ohne Stereotypen auskommt: „Durchreise“ ist trotzdem eine handfeste Berliner Sause geworden. Mariam Niroumand

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