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■ StandbildCarrell verachtend: "Traumjob", ZDF, Samstag, 20.15 Uhr

„Traumjob“, ZDF, Samstag, 20.15 Uhr

Die Premiere fand nicht statt. Angekündigt war Sabrina Fox als erste Frau, die eine große Samstagabend-Show im Fernsehen moderieren darf. Frau Fox war da. Was fehlte, war die große Show. In einem revolutionären Akt hatte sich das ZDF nicht nur endlich über die goldene Regel aus dem orthodoxen Standardwerk „Wie mache ich eine große Samstagabend-Show“ hinweggesetzt („Männer müssen moderieren“), sondern offenbar – wie das bei Revolutionen so ist – gleich das ganze Buch weggeworfen.

Dabei hätten sie darin zum Beispiel die Grundregel finden können „Die Samstagabend-Show ist live“. Aber die Spielchen, bei denen KandidatInnen darum kämpften, zumindest für wenige Tage in ihren Traumjob schnuppern zu dürfen, waren aufgezeichnet. Die Bayern, die dafür um die Wette fluchen mußten, konnten so getrost beim Ablesen vom Zettel (!) den Faden verlieren, Schnitt, das Ganze noch mal – das Ergebnis blieb Stückwerk.

„Wünsch dir was“ oder „Wetten daß...?“ gehorchten dem kleinen Einmaleins der großen Show: Sie schufen selbst Ereignisse. Ohne das Fernsehen hätte vermutlich nie ein Auto auf Saftgläsern gestanden. Der „Traumjob“ zeigte dagegen nur, was ohnehin stattgefunden hätte: zum Beispiel die Auswahl einer neuen Tänzerin für das „Phantom der Oper“.

Mit der einfallslosen Dekoration mißachteten die Traumjob- MacherInnen auch noch das Gebot der Show-Vorfahren, die Familie vor dem Bildschirm in eine traumhaft-schillernde Umgebung zu entführen. (Bei Thomas Gottschalk konnte man sich, während Al Bano und Romina Power sangen, wenigstens noch durch die bunte, rotierende, explodierende Kulisse wachhalten.)

Das Lehrbuch-Kapitel „Wie erzeuge ich große Gefühle?“ ignorierte die Crew von „Traumjob“ komplett. Im Minutentakt schob Moderatorin Sabrina Fox, die früher Sat.1 zu Diensten war, die BewerberInnen durch die Show, so daß Sympathien beim Zuschauer gar nicht erst entstehen konnten.

Und die Gefühle bei den KandidatInnen? „Aufgrund der gesammelten Eindrücke ist dieser Job auch sehr interessant für mich geworden“, faßte einer seine grenzenlose Begeisterung in Worte.

„Wünsche werden wahr“, hieß der Untertitel der Show. Das hatten wir doch schon mal besser. Schlag nach bei Carrell! Stefan Niggemeier

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