■ Standbild: Könnte werden: Kulturreport vom NDR, ARD, Sonntag, 22.30 Uhr
Kulturreport vom NDR, ARD, Sonntag, 22.30 Uhr.
Wenn die Off-Texte nicht so oft so aust-isch daherkämen, d.h. so gezwungen knallig wie beim Spiegel-TV, dann könnte der „Kulturreport“ aus dem Norden glatt ein Muß für unsere kleine Mediengesellschaft im Globaldorf Bundesrepublik werden. Denn die Hamburger gleichen ein Manko aus – die ARD hat immer noch kein Medienmagazin. Diesmal mußten sich Teresa Orlowskis Pornos aus den Wolken, ein neuer Stern-Skandal, Olympia 2000 in Berlin und der Ausverkauf von Urheberrechten in Moskau die halbe Stunde teilen.
In der für manche Themen fatalen Kürze (sieben Minuten pro Beitrag), die viel Vorwissen voraussetzt, ging nur die Pornonummer richtig daneben. Zur Illustration der Story – gegen die Igitt-Filme vom Satelliten „hilft“ nur europäische Kooperation – zeigte Autor Tilman Jens ausgiebig und voyeuristisch Rammelschnipsel. Und Frau Orlowski aus Hannover wurde als Vorbotin des noch Böseren vorgeführt. Ihre ab morgen via London eingestrahlten Pornos hätten „eine gefährliche Lücke offengelegt“. Was nämlich, wenn statt der verschlüsselten Steckspiele demnächst „antisemitische Hetze“ und „ideologische Indoktrination“ über Satellit ausgestrahlt würden? Dann drohte ein „finsterer Propagandakrieg am Sternenhimmel“. Bißchen dicke.
Daß der Stern nach dem Tagebuch-Debakel lieber die Finger von „zeitgeschichtlichen“ Themen lassen sollte, zeigte der zweite Beitrag. Hämisch wurden die Hintergründe der jüngsten „Enthüllungen“ des Gruner + Jahr-Magazins über die Moskauer Exilzeit des Herbert Wehner ausgeleuchtet. Nun ist also raus, was die taz schon vor Wochen berichtete: Bei einem Wettbieten um die Vorveröffentlichungs-Rechte an einem Rowohlt-Buch von Reinhard Müller über Wehner in Moskau hat der Stern (Gebot: 10.000 DM) gegen den Spiegel (Gebot: 60.000 DM) verloren. Mit heißer Nadel strickte Stern-Autor Ulrich Völklein dann einen Zweiteiler, um dem Spiegel zuvorzukommen. Dabei stützte er sich aber laut „Kulturreport“ auf das vorliegende Rowohlt-Manuskript und täuschte eigene Archiv-Arbeit nur vor. Nun hat der Stern eine Schadensersatzklage von Rowohlt am Hals und sein Autor Völklein einen Maulkorb um den Hals. Die Ausstrahlung des „Kulturreport“-Interviews mit Völklein hat der Stern untersagen lassen. kotte
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