■ Standbild: Für den Rest der Welt
„MET“, mittwochs, Vox, 18.30 Uhr
Armes Berlin! Da verlangt man von dieser mühsam zusammengeflickten Stadt, daß sie Hauptstadt eines mühsam zusammengeflickten Deutschlands werde, während alle Schlagzeilen draußen im Land ein eher trübes Licht auf sie werfen: Olympia- Gegner machen mobil, Schiller Theater wird dichtgemacht, ein Plastikschloß wird aufgebaut. Und dann kommt da noch von Vox ein Fernsehmagazin, das sich zur Aufgabe gemacht hat, die empfindlichen Wunden im Ruf der Stadt nicht heilen zu lassen: „MET“, wie Metropole, nur nicht ganz.
Nach dem Vorbild der sarkastischen bis zynischen Magazine „Zak“ (WDR) und „extra drei“ (NDR) wird hier vollends zerpflückt, was vielleicht noch zusammenhalten könnte. Die Verbindung zwischen Schiller und Olympia ist schnell hergestellt: Die Unsummen, die bis zur Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees an Werbekosten ausgegeben sein werden, könnten das Theater mit seinen 500 Angestellten 15 Jahre in Gang halten. Für diesen Vergleich und für die Szene, in der das vollbesetzte Haus den Kultursenator Roloff-Momin auspfeift, lohnte sich bereits das Einschalten.
Der Wert mancher anderer Beiträge für den Rest des Landes erschloß sich nicht immer gleich. Die Schließung des Café Möhring am Ku'damm mag schlimm sein, aber inwiefern sie für den Niedergang der Prachtmeile und damit der Stadt symptomatisch sein soll, blieb unklar. Der Film erging sich in der Heraufbeschwörung der guten alten Zeiten, von denen heutzutage „nur noch Abziehbilder“ übrig seien. Das paßt zur derzeit in Mode kommenden Sehnsucht nach den Tagen der Mauer und der Trennung. Caféhausgeschwafel einiger Tortengourmets – Volkes Stimme?
Ähnliches gilt für den schmunzelnden Blick auf die Picknickenden an der Waldbühne, die Dauercamper an der Kuhlen Wampe und das europaweit einzige Hotel, in dem nur Frauen absteigen dürfen. An sich schöne Themen, aber hier war doch mehr drin, mehr Information und/oder mehr Spott in dieser recht aufgeklärt-bösen Sendung.
Moderator David Wilms und die Beiträge der verschiedenen Autoren stimmten im Ton weitgehend überein. Die Frage bleibt, ob hier dem Größenwahn einer Stadt im Wochenrhythmus Einhalt geboten werden soll oder man von ihr nur etwas verlangt, was sie gar nicht sein will. Oliver Rahayel
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