■ Standbild: Innere Werte
„Harte Jobs“, Donnerstag, 23 Uhr, ARD
Ist eine Dokumentation über Yellow-Press-Fotografen nicht selbst voyeuristisch? Und wenn nicht, wodurch distanziert sich ein sogenannter seriöser Dokfilm von diesem Vorwurf? Hannelore Conradsen und Dieter Köster machen bei ihrer Dokumentation „Harte Jobs“ in diesem Punkt einen entscheidenden Fehler: Sie heben das „Menschliche“, „Persönliche“ der Paparazzi hervor. Sie kümmern sich darum, was für Typen das privat sind, die am laufenden Meter voyeuristische Fotos schießen.
Gewiß, es sind schon besondere Sorten von Typen, die sich diese Art Job aussuchen. Aber das tut nichts zur Sache: Denn die innere Einstellung des Fotografen, die hervorzuheben die Dokumentaristen sich sinnloserweise abmühen, verschwindet im Moment der Jobausübung vollkommen hinter der Einstellung, die der Fotograf mit der Kamera wählt, damit er „gute“ Bilder schießt.
Der Mensch, der die Kamera in Händen hält, eine Biografie besitzt und auch Witze erzählen kann, verhält sich bei seiner Arbeit zum Medienapparat wie die Software zum Computer. Hebt man diese Fotografen als Menschen hervor, verwischt man die arbeitstechnischen Zusammenhänge zwischen dem (vermeintlichen) Sensationsbedürfnis der Yellow-Press-Käufer, den Redakteuren, die die entsprechende Bildauswahl treffen und schließlich dem Fotografen als ausführendem Organ.
Die TV-Kamera einfach auf den rasenden Reporter draufzuhalten, ist bezüglich dieses Systems, in dem es (außer dem Mehrwert des Schautriebs) keine ursächlichen Fixpunkte gibt, einfach die Dünnbrettbohrer-Lösung. Bei „Harte Jobs“ wird deutlich, inwiefern der Dokumentarfilm den Prinzipien aufsitzt, die er eigentlich dokumentieren will: Schauwerte statt Strukturen und Zusammenhänge des Mediensystems.
Dennoch tauchten am Rande durchaus immer wieder interessante Momente auf: Etwa wenn der Berliner Prinz-Redakteur ölig aus dem Nähkästchen plaudert und die Zuschauer etwas von der Machart des Blattes, den Auswahlkriterien der Bilder erfahren. Den Rest drumherum hätte man sich ebenso schenken können. Auch die verträumte Miles-Davis-Musik, die nun überhaupt nicht ins Bild paßte. Manfred Riepe
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