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■ StandbildVerspannt

„b.trifft. Begegnung bei Böttinger“, Freitag, 22 Uhr, WDR 3

Was sich neckt, das liebt sich, sagt der Volksmund, und daß sich Gegensätze anziehen. Am letzten Freitag wurde der Fernsehvolksmund auf eine harte Probe gestellt. Hella von Sinnen, Ex-Ulknudel und Gattin von Cornelia Scheel, begegnete bei Böttinger der bayrischen Ex-Justizministerin und christsozialen Hartlinerin Mathilde Berghofer-Weichner. „b.trifft“: Ist die Familie noch zu retten?

Etwas steif steht die 62jährige Juristin da in ihrem schwarzweiß kleinkarierten Kostüm, still und stumm läßt sie sich von der Böttinger als Modell „raue Schale, weicher Kern“ anmoderieren. Frau von Sinnen dagegen versteht die Talk- Show als das, was sie ist: eine öffentliche Nabelschau. Von ihr erfahren wir, daß sie schon mal weinen muß, wenn ihr eine Ungerechtigkeit widerfährt, und daß das Scheidungskind sich immer noch nach Geborgenheit sehnt. Als die beiden sich dann endlich begegnen, ist aber weder Hellas Familienglück noch die Sendung mehr zu retten. Gegensätze ziehen sich eben doch nicht immer an.

Der Gegenstand „lesbische Ehe“ sei überhaupt nicht ihr Thema, erklärt Frau Berghofer-Weichner bayrisch-brüsk, und Hella kontert verzickt: „Ich will aber nicht über Heterosexuelle reden.“ Dann brütet sie minutenlang mißmutig vor sich hin und erwacht erst zwei Minuten vor Sendeschluß mit einem listig eingefädelten Fangfrägelchen: „Wie halten Sie's denn mit Europa, Frau Berghofer-Weichner?“ Aber in CSU-Kreisen will man im vereinten Europa, in dem immerhin Norwegen und Dänemark schon die Homo-Ehe eingeführt haben, sowieso nur ein „Mindestmaß an Notwendigem“ vereinheitlichen. Und Hellas Liebesbelange gehören für Frau Berghofer eben nicht dazu.

„Ich fühle mich hier so neben Ihnen überhaupt nicht wohl“, reflektiert Hella ihre Lage in bestem Sozialarbeiterdeutsch, „irgendwie sind Sie so mit dem Thema verspannt.“ Da endlich kommt der Abspann und die versöhnliche Geste: Das Scheidungskind lädt seine Widersacherin zu einem versöhnenden Kölsch mit Cornelia ein. Off-Records, natürlich. Und ohne den lästigen Volksmund.klab

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