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■ StandbildSensations-Heidi

„...unter Einsatz ihres Lebens“, Montag, 22.10 Uhr, Sat.1

Aus der Tiefe der Computergrafik rauschen Metallica-Buchstaben durchs Bild. Selbstlos. Leben. Retten. Irgendwo in der kanadischen Wildnis hetzt ein Schwarzbär hinter zwei Geologen her. Die Kamera wackelt. Miles sucht das Weite. Wendy den nächsten Baum. „Aaaah!“ Moderatorin Sabrina Fox bezeichnet derlei Reality-TV-Recycling (die Geschichten datieren teilweise von 1980) als „aufregende und gefühlvolle neue Reihe“. Gemütvoll ist wenigstens die trashmäßige Nachinszenierung der Fälle mit einsatzfreudigen Action-Komikern.

Schon etwas ernster zu nehmen ist die Präsentation der Reihe. Die Kritik am TV-Genre „Reality-TV“ scheint an den Machern spurlos vorbeigegangen zu sein. Offenbar haben sie aus der Debatte nur eines gelernt: Sie schönen die brutalen Beispiele durch bieder-gemütvolle Präsentationen. Die Verpackung wurde geändert, nicht aber die Inhalte. Das Spektakel flirtet mit dem Sentimentalen. Es ist die Art von „Mitleid“, mit der Autobahn- Gaffer die nächsten paar Kilometer nach einem Unfall brav die Höchstgeschwindigkeit einhalten. Honi soit qui mal y pense.

Sabrina Fox sagt die billig eingekauften internationalen Filmchen auf der grünen Wiese an. Idyllisch plätschert ein Bächlein im Hintergrund. Unsere Sensations-Heidi ist bestens präpariert für ihren neuen „Traumjob“, weil sie an Kalenderweisheiten glaubt: „This life is only a test.“ Aber ein manipulierter, denn vorgestellt werden „nur solche Geschichten, die ein glückliches Ende nahmen“. Das ist nur ein Teil des unwirklichen sogenannten Wirklichkeitsfernsehens. Den tieferen Sinn solcher Spektakelstimulationen enthüllt Mrs. Fox ganz zum Schluß. Nicht soziale Empörung ist angesagt, wenn wir miterleben müssen, wie Grubenarbeiter Fred im desolaten Schacht verschüttet wird; wenn er im heimischen Wohnzimmer bewegt meint: „Es muß doch was Besseres geben.“ Nö, denken sich nun der gewiefte Programm-Macher und die adrette Mrs. Fox, denn wer so schlimme Sachen sieht, der „sieht über kleinere Probleme hinweg und regt sich weniger auf“. Katastrophen-TV als soziale Katharsis – „und mit ein wenig Glück hält dieses Gefühl des Glücklichseins ein ganzes Leben“ (O-Ton der Fee Fox).

Also nix wie raus. Pack die Videokamera ein und ab zum nächsten Hochspannungsmast! Don't worry – be happy. Dieter Deul

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