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■ StandbildMüll ohne Grenzen

„X-treme“, Samstag, 15.30 Uhr, ZDF

„Die Mondschein-Show“, Samstag 23.25 Uhr, ZDF

I wo. Das war alles andere als „dramatisch, dramatisch“ (Oliver), nichts weniger als eine „starke Sache“ (Christof), erst recht kein „spannendes, heißes, fetziges Spiel“ (Antonia) und bestimmt nicht „schööön“ (Yvette). Eher schon „Wahnsinn“ (Oliver), „Wahnsinn“ (Christof), weil „technisch alles nich' so einfach“ (Christof). Ergo: „Waah... oje...“ (Christof).

Der Altensender ZDF buhlt neuerdings ums Jungvolk und beginnt seine Offensive mit einem faden „Spiel ohne Grenzen“-Abklatsch, zusammengesetzt aus sogenannten „Fun- Sportarten“: Bungee, Beach- Basketball und eben dieser ganze industriegesteuerte Trend-Schmus, den man von jedem erstbesten Stadtmagazin als letzten Schrei angedreht bekommt.

Das tollkühnste an dieser Sendung waren die sprachlichen Unarten im Vorspann („Fleißigkeit“, „auf Ewigkeit“) und das aufdringliche Product Placement, reinweg ärgerlich das Up- Tempo-Gestammel der vier ModeratorInnen, deren zähe Animationsversuche vom Publikum vor Ort offenbar recht reserviert aufgenommen wurden. Zumal die anvisierte Altersgruppe in der Minderheit blieb: auf den Rängen saßen jene reiferen Herrschaften, die sonst bei „Der große Preis“ zu finden sind.

Sechseinhalb Stunden später erfolgte der zweite Angriff auf das Marktsegment der Taschengeldempfänger: die „Mondschein-Show“. Deren Conférencier Ken Jebsen wirkte zuvor zeitweise für „Canale Grande“ und war unsereinem bislang eher unangenehm aufgefallen. ZDF- Unterhaltungschef Fred Kogel hingegen hat ihn flott eingekauft. So unterschiedlich sind halt die Geschmäcker.

Was Jebsen zur späten Stunde anrichtet, kennt man in den USA seit Jahrzehnten als „Variety Show“. Im Nachspann der US- Shows liest man gemeinhin die Namen von einem guten Dutzend AutorInnen. Bei der „Mondschein-Show“ scheint es gar keinen zu geben. Und danach ist sie auch. Ein vorlauter Präsentator allein macht noch keine Show. Einziger Lichtblick: die 67jährige Ex-„Mosaik“-Moderatorin Ingeborg Thome als Reporterin bei der Berliner „Love Parade“.

Nach so viel vertaner Zeit erhebt sich machtvoll folgende Frage: Wo kann man das ZDF abbestellen? Harald Keller

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