piwik no script img

StandbildJakob Billig & Partner

■ betr.: "Unsere Schule ist die beste" / "Sonntag & Partner"

„Unsere Schule ist die beste“, Mo, 20.15 Uhr/ „Sonntag & Partner“, 21.15 Uhr, RTL

Ob das Volk nun blöd ist oder nicht, bleibt weiterhin offen. Gewiß ist, daß es TV-Serien mag. Solche mit Klischees. Mit freundlichen Menschen und fiesen Typen. Mit Jungen und Alten, Hübschen und noch Hübscheren. Fernsehen ist Unterhaltung. RTL weiß das und startete den letzten Soap-Montag mit zwei eigenproduzierten Serien. Mit Bedacht zu jener Prime-Time, da ARD und ZDF keine Reklame mehr einstreuen dürfen.

Die Plots von „Unsere Schule ist die beste“ und „Sonntag & Partner“ könnten direkt aus dem Versuchsstudio zur Produktion von dummbatzigen Lebenslügen kommen: Schüler hecken allzeit Streiche wider die Pädagogen aus, reiche Teenieschnepfen spielen Tennis sprechen dabei jene Sprache, von der erwachsene Drehbuchautoren – hier das einschlägig bekannte Ehepaar Horst „Wildbach“ und Eva Kummeth – annehmen, daß die Jugend so spricht. Und am Ende lieben sie sich alle usw. usf.

Viel interessanter als die Serien selbst sind ihre Protagonisten: Handstreichartig haben RTL und Sat.1 den Öffentlich- Rechtlichen die Schauspielerfamilie weggekauft: Elmar Wepper, Michaela May, Harald Leipnitz, Christian Quadflieg (meine Güte: immer fetter), Susanne Uhlen und wie sie alle heißen, nudeln ihr Repertoire nun für die Privaten ab: gewohnt wohltemperiert, mit kalkulierten Gefühlsausbrüchen und vertraut wie sonst nur unser aller Nachbarn. In zehn Jahren wird es wahrscheinlich keine eigenproduzierten TV-Serien bei ARD und ZDF mehr geben, die mit diesen Gestalten auskommen möchten. Selbst Uschi Glas („Anna Maria“) tingelt mittlerweile bei Sat.1. Derweil verblödet das Fernsehen endgültig. Schon jetzt nimmt sich die alte ZDF-„Schwarzwaldklinik“ wie ein ambitioniertes Stück Fernsehspiel aus, die „Praxis Bülowbogen“ wie ein Kammerdrama in 56 Akten. Trotzdem werden ARD und ZDF wohl im Gagenstreit mithalten wollen – und deshalb in naher Zukunft tatsächlich auch nach 20 Uhr Werbespots senden dürfen. Was spräche eigentlich dagegen, den Quadfliegs & Co. keine Träne hinterherzuweinen – oder sie mit geringen Gagen, dafür aber mit besseren Drehbüchern zu ködern? Vielleicht, daß auch bei ARD und ZDF kaum noch jemand weiß, was spannendes Puschenkino für die ganze Familie ausmacht. Jan Feddersen

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen