Standbild: Gutmenschen
■ "Eine Mutti kämpft um ihren Sohn"
„Eine Mutter kämpft um ihren Sohn“, Mittwoch, 20.15 Uhr, RTL
Ob er mir meine Zeit gestohlen hat, der Film „Eine Mutter kämpft um ihren Sohn“? Nicht wirklich. Aufgerollt wurde die Geschichte eines Mannes, der aus kreuzverständlichen Gründen heiratete, eine Tochter zeugte und doch nicht glücklich wurde. „Das andere in mir war zu stark“, sagt der Held seiner Mutter zur Begründung seiner HIV-Infektion.
Sollte auf RTL-deutsch heißen: Ich bin schwul und konnte nicht anders, weil „Gott mich so geschaffen hat“. Späte Einsicht, mag man einwenden, aber so ergeht es Tausenden von Männern, die nicht Manns genug sind, um neben dem gesellschaftlichen Mainstream zu segeln und vor Anker zu gehen. Ja, vielleicht war der Plot etwas zu sehr klischeebefrachtet, agierte der erste Arzt zu gauweilerisch und der zweite zu gütig.
Eventuell mag man mäkeln über die grellen Farben oder das subbourgeoise Interieur mit seinen geschmackvollen Möbeln, in die Mutter Marianne Sägebrecht so wenig passen wollte. Schließlich war es aber sie, die alles rettete: So mauzig, frech und mütterlich möchte man die echten Mütter im Leben. Die ewige Liebhaberin aller Zuckerbabies erwies sich auch in der Mutter- und Großmutterrolle als frisch, ja renitent. Wie sie den ungeouteten und zudem schwulenfeindlichen Abgeordneten zum Guten erpreßte, war schon zauberhaft: „Danke, ich glaube Ihnen nicht, ich traue nur dem, was ich gegen Sie in der Hand habe“, teilte sie dem – den Gauweilers dieser Welt nachempfundenen? – Politiker mit.
Unterhaltsam? Auch das, gewiß. Tränenselig? Nur ein wenig. Echte Aufklärung? Sicher. Lauter Gutmenschen vor und hinter der Kamera, denen man nichts übelnehmen kann. Jan Feddersen
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