■ Standbild: A.S. im Ärmel
„A.S.: Ich bereue nichts“, Sonntag, 20.15 Uhr, Sat.1
Ähnlichkeiten mit zuvor bereits verfilmten Personen sind gewiß rein zu-, jedoch auffällig: Vor knapp einem Jahr erst verabfolgte uns das ZDF die Krimiserie „Die Stadtindianer“. Protagonist Stan (Max Tidof) zählte knappe dreißig Lenze, unterhielt in Berlin eine schlechtgehende Detektei, verbesserte die Bilanzen durch Taxifahren, hatte einen guten Freund bei der Polizei und in Barbara Rudnik nötigenfalls eine zuverlässige Freundin.
Alexander Stein (Klaus J. Behrendt), das A.S. im Ärmel des Sat.1-Sonntagsanzugs, fährt zwar nicht Taxi, sondern einen Potenzprotzporsche, ist aber Berliner, cirka 30, hat einen guten Freund bei der Polizei und in Andrea Sawatzki nötigenfalls eine zuverlässige Freundin.
Im weiteren wird A.S. seinerseits auf Barbara Rudnik treffen, ferner auf Maja Maranow, Anouschka Renzi, Katja Flint und überhaupt alle namhaften Grazien aus der Halbwelt des Films und der Vorabendserie. Fragt sich also, ob sich die durchaus vorhandenen Qualitäten der ersten Serienfolge verallgemeinern lassen.
Als Klientin des Mannes mit den verklinkerten Gesichtszügen trat hier Renate Krößner auf, wie stets das wandelnde Elend, angewelkt und schwer vom Leben gezeichnet. Zu oft schon hat man Frau Krößner in ähnlichen Rollen gesehen; desungeachtet haben sich ihre Figur und die der anderen ausgelaugten und zermürbten Glückssucher wohltuend ab von den charakterlosen Mimosen, geschmeidigen Popanzen und zarthäutigen Schnepfen, die über die Maßen verbreitet sind im einheimischen Seriensumpf.
Ebenfalls freuen muß man sich in diesen schweren Zeiten über das Selbstverständliche: eine solide Regie und halbwegs fehlerlose Lichtführung. Recht einsam blieb leider der bildhübsche und in der Ausführung angenehm unaufdringliche Einfall, die Zeitungskiosk-Leuchtreklame für das Axel-Springer-Produkt B.Z. durch A.S.Z. zu ersetzen; gerne hätte man mehr dergleichen gesehen.
„Die Stadtindianer“ wurden letztes Jahr vom ZDF mit großen Erwartungen gestartet und nach Ablauf sang- und klanglos begraben. In direkter Konkurrenz zum ARD-„Tatort“ plaziert wurde „A.S.“ von Sat.1 mit großen Erwartungen gestartet und ... mal abwarten, wie sich die Angelegenheit entwickelt – die Observation wird fortgesetzt. Harald Keller
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen