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■ StandbildWahrheit im 10-Min.-Takt

„Die Wahrheit über Auschwitz“, So., 22.25 Uhr, ZDF

1.698 Tage dauerte die Hölle von Auschwitz, über 40.000 Stunden lang und dann noch ein ganzes Leben mit den Verwundungen an Leib und Seele. Guido Knopp wagte es doch tatsächlich, seine 60-Minuten-Sendung „Die Wahrheit über Auschwitz“ zu nennen.

Welche Vermessenheit! Ganz so, als ob niemand das Wort Auschwitz auch nur buchstabieren kann, zerhackte er die „Wahrheit“ zudem in sechs didaktische Einheiten. Zehn Minuten „Treffen der Überlebenden in Auschwitz“, zehn Minuten „Die grausamen Experimente an Zwillingen“, zehn Minuten „Wer waren die Täter“ und dann noch drei Reportagen über die deutschen Kollaborateure, über den Aufstand des Sonderkommandos und über den Todesmarsch und die Befreiung der in Auschwitz gebliebenen Häftlinge am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee. Die ganze Wahrheit über Auschwitz eben.

Die Berichte der Überlebenden wurden zu Statements verkürzt, zu Beweisträgern für die Erkenntnisse der Reportagen- Redakteure, daß in Auschwitz „Grausamkeiten zum Teil des Alltags geworden sind“, in Auschwitz „pflichtbewußt, bürokratisch, reibungslos gemordet worden ist“. Und damit nur ja kein Zuschauer am Wahrheitsgehalt dieser Aussagen zu zweifeln beginnt, präsentierte Knopp zu jedem Bericht nicht einen, nicht zwei, nein: viele Zeugen. Fünf Zwillingspaare, jedes mit anderen von Mengele verursachten Gebrechen. Ein Horrorkabinett, keine Menschen, die Unsägliches erleiden mußten und bis zu ihrem Lebensende noch müssen.

Wie man es besser machen kann, zeigte RTL am gleichen Abend mit einem „Auschwitz- Spezial“. Anna Doubek ließ die Menschen sprechen, zum Teil waren es die gleichen wie bei Knopp. Aber sie schnitt die Aussagen des ehemaligen SS-Arztes Dr. Münch gegen die Erzählungen von drei Frauen, die ihr Trauma den Kindern weitergeben haben. Sie ließ sie ihre eigene Geschichte erzählen und nicht die Wahrheit von Auschwitz.

Und diese Berichte senkten sich ins Herz. „Es ist ja alles gutgegangen“, meinte abschließend Dr. Münch, „ich habe es körperlich und seelisch überlebt.“ Und dagegen Ruth Elias, die ihr in Auschwitz geborenes Kind tötete, weil Mengele es verhungern lassen wollte. „Es ist meinen Verfolgern gelungen, mich bis heute zu verfolgen“, sagt sie. Anita Kugler

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