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■ StandbildBody Snatchers / Der 200. "Marienhof"

Der 200. „Marienhof“, Dienstag, 18.25 Uhr, ARD

Unter dem „Marienhof“ habe ich mir immer ein Altersheim vorgestellt. Und genau das war es dann auch. Obwohl die Besetzung dieser ARD-Soap den Eindruck erweckt, als wären alle Menschen über 30 ausgerottet worden, sehen die verbliebenen Jugendlichen unter ihrer zentimeterdicken Schminke verdammt alt aus. Mit wachsendem Interesse schaue ich in den Fernseher. Die sich mir darbietende Szenerie erweckt den Eindruck eines geheimnisvollen Menschenversuchs. Ein trüber Schleier liegt über den monoton freundlichen Gesichtern der Akteure, deren Mimik wie mit Fixierspray konserviert erscheint.

Worum geht es eigentlich? Sandra – oder war es Ortrud? oder Fränzi? – möchte Model werden. Bei der Session posiert sie nicht richtig, und der Fotograf schickaniert sie. Später in der Umkleidekabine zieht die nette Kollegin eine Line Koks (Dramaturgie wie bei „Der siebte Sinn“): „Du mußt aufpassen, daß du das Zeug nimmst und nicht das Zeug dich!“ sagt sie. Sandra ist authentisch bestürzt. Zugleich passieren andere Dinge, die wir dank ausgefeiltem Szenenwechsel parallel mitbekommen. Simon – oder war es Tom? – nein! Tom hat ja den Schulcomputer geknackt, aber das ist wieder eine andere Geschichte – Simon hat etwas mit der Mathematiklehrerin. Aber die möchte in der Schule nicht geküßt werden: „Dein Verstand ringt mit deiner Lust“ – solche Dinge sagen Schüler heute zu ihren Lehrern!

Auf den ersten Blick wirkt in diesem „Marienhof“ alles gespenstisch normal. Unmerklich nur verdichtet sich der Eindruck einer Simulation. Ich suche nach Indizien und finde keinen Anhaltspunkt. Menschen stehen herum, reden miteinander und erwecken den Eindruck, als sei das, was sie gerade da tun, auch genau das, was sie tun wollen. Ein geheimer Plan?

Langsam dämmert mir, was im „Marienhof“ tatsächlich geschehen ist: Dasselbe wie in Don Sigels „Invasion of the Body Snatchers“. Außerirdische haben eine ganze Stadt unterwandert und die Körper der Einwohner durch emotionslos-freundliche Doubles ersetzt, die dem Original aufs Haar gleichen. Wie im Film „Body Snatchers“ spielen die Doubles im „Marienhof“ ihre Rolle glaubhaft, damit der Zuschauer nicht merkt, was hier vorgeht. Nur sind die Verschwörer diesmal keine Kommunisten. Ihre Mission ist eine andere. Manfred Riepe

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