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■ StandbildBörsennachrichten

Schlager-Grand-Prix, Samstag, 21 Uhr, ARD

So einfach geht das: 24 Worte als Text in drei Minuten, eine Sologeige, eine kleine Steigerung in der Melodie, die klebrig schon nach wenigen Takten im Ohr hängenbleibt, reichen, um beim europäischen Schlagerwettbewerb zu gewinnen. Norwegen heißt der Sieger mit 148 Zählern. Mutige Juroren, die eine Komposition honorierten, welche als Tonspur zu jeder Art von europäischem Kunstfilm sich eignet, beispielsweise für einen Wenders unter dem Titel „Das Abendland. Alt. Bedroht. Angst.“ Oder so.

Eine wunderbare Übertragung. Bühnenbild sehr zeitgemäß, viele Farbspiele mit Scheinwerfern. Kleider und Pumps wie auf keiner Modenschau, Frisuren wie von Sassoon, viel Hochgestecktes und Zugeschminktes. Große Momente, die allerdings vom deutschen Kommentator Horst Senker abgefeiert wurden, als begleitete er die Börsennachrichten. Die Qualität der Lieder? Heut war's oft sehr modern: Dänemark kam mit Aud Wilken sehr melancholisch, als trüge sie eine Astern-Reklame vor. Dabei sang sie nur von der Liebe, Belohnung: Platz 5. Slowenien bewies, daß es gelernt hat aus den Grand Prix vergangener Tage: Große Liedkunst mit pompösem Refrain und Kleid aus schwarzer Spitze, getragen von Darja Svajger – Platz 7. Nicht alle riskanten Lieder wurden belohnt. Polen, repräsentiert von Justyna, wollte sich in die Herzen von Freejazzern trällern – 18. Rang, leider. Auch Portugal, brasilianisch-bluesig-gospelig, fand keine Anerkennung. Israels „Amen“ wurde für billige Effekthascherei mit dem 8. Rang bestraft. Das deutsche Duo Stone & Stone, soviel zur Statistik, ließ den Gedanken aufkommen, Gesangsstunden schon als Pflichtübung im Vorschulkindergarten zu etablieren. Letzter Platz. „Verliebt in dich“ war so grausig mißlungen, da konnten die Juroren gar nicht anders, als es zu ignorieren – außer Malta, was immer sich diese Insel mit ihrem einen Punkt für Germany auch verspricht. Tourismuspunkt? Dem Vernehmen findet das Ereignis 1996 in Lillehammer statt. Ralph Siegel will sich dann, hört man, selbst auf die Bühne stellen. Titel: „Laßt mich doch mal wieder gewinnen.“Jan Feddersen

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