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■ StandbildMeilensteine

„Riskier was!“, Mittwoch, 17.00 Uhr, Sat.1

Wenn's ihn juckt, so dann und wann, guckt der Mensch gern Gameshow an. Sat.1 hält aus diesem Grunde täglich die Quizsendung „Riskier was!“ vor, die sich, zumal wenn er gerade Geburtstag hat, auch schon mal einem gewissen Rainer Werner Fassbinder zuwendet. Wer aber war das noch gleich?

„Der Mann wäre heute 50 Jahre alt geworden“, erläutert die von hinten bedrohlich nah an die Mattscheibe heranrückende Spielleiterin Gundis Zambo und fährt, kaum sah man sie atmen, mit einer rhetorischen Frage fort: „Wen mein' ich? Ein' Meilenstein im deutschen Film mein' ich, liebe Zuschauer, nämlich Rainer Werner Fassbinder. Er hat zum Beispiel wahnsinnig viele Filme gedreht, nämlich 40 in nur 14 Jahren.“

Ach, jetzt dämmert's, der mit den vielen Filmen ist das. Fleißiger Bursche. Hat der nicht auch immer so irgendwie für Anstoß gesorgt?

Lauschen wir noch einen Moment der furchterregend zähnefletschenden Frau Zambo: „Außerdem hat er immer wieder Themen aufgegriffen, die doch ein bißchen für Anstoß auch sorgten in der Gesellschaft. Und wir denken, das war auch gut so; der Mann hat Geschichte geschrieben, und deswegen ist er und alles, was er gemacht hat, und natürlich der deutsche Film Thema unserer heutigen Show. Also, einen Riesenapplaus für unsere Kandidaten, die sich diesem Thema stellen.“

Da wäre beispielsweise Claudia, 21, die „Lehramt für Schwerhörige“ studiert, was die zunehmend angsteinflößende Frau Zambo nach kurzer Erläuterung einfühlsam kommentiert: „Wahnsinn. Hochinteressant. Ich finde das auch toll, wenn man solche Jobs macht. Is' wahnsinnig wichtig für die Kinder...“

Dann dringt Frau Zambo auf Filmstudent Michael, 23, ein und will wissen: „Bist Du auch ein Ästhet? Er war ja ein Ästhet, denk' ich mal“, – schneller Blick zum Teleprompter – „was seine Filme anbelangt zumindest.“

Alsdann werden aus vorgegebenen 16 Titeln Fassbinders „berühmteste“ (Zambo) Filme ermittelt, die Lieblingsfilme diverser Prominenter erraten (Scharping schätzt „Der Himmel über Berlin“ – so sieht er auch aus), erst dann kommt endlich wieder die immer gefährlicher wirkende Frau Zambo zu Wort: „Das berühmteste Werk von Fassbinder war wohl ,Berlin Alexanderplatz‘. Mit diesem Werk des expressionistischen Dichters Alfred Döblin konnte sich Fassbinder so richtig austoben. Und was suchen wir jetzt? Wir suchen andere Autoren, die man zum Expressionismus zählt...“

Derweil saß ER meilensteinweise droben auf seiner Wolke, zog noch 'ne Linie, tobte döblinesk vor Vergnügen und spendierte einen expressionistischen Riesenapplaus für unsere Kandidaten. Harald Keller

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