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■ StandbildNoch ein Märchen

„Verbotene Zone“, Montag, 19.25, ZDF

Wer sagt, daß es keine politisch korrekten Helden mehr gibt, bekam sie gleich aufs Abendbrot geschmiert: Schwarz gekleidet wie ein GSG-9-Stoßtrupp und nur mit einer Kamera bewaffnet, wühlten sich da ein paar Ökoaktivisten durchs Unterholz, um Umweltschweine zu fangen. Doch die waren auf Zack und hetzten einen kriminellen Schäferhund auf die Gerechten – der Kameramann fiel für die Sache.

Bis dahin konnte der gemeine Greenpeace-Spender noch folgen, denn genau so stellte er sich die Arbeit der Umweltorganisation vor. Doch dann lief die Sache völlig aus dem Ruder. Die Chefin von „Network Peace“ lamentiert: „Machen wir uns nichts vor, in der letzten Zeit haben wir keinen Hit mehr gelandet“, und prompt liefert Barbara Auer, Fightname Larissa, einen: Die Rüstungsfirma Ademes baut auf deutschem Boden Atombomben, um sie an die „Dritte Welt“ zu verkaufen. Prompt wird der Öko-Chefin die Aktion zu heikel, sie läßt abbrechen. Aber Larissa – Frau Auer spielt sie mit so sorgenvoller Miene, als trage sie ganz allein die Last der verseuchten Erde auf ihren Schultern – macht natürlich trotzdem weiter.

Dann der unausweichliche Einbruch in die Rüstungsfabrik; Larissa und Kollegen verseuchen sich erst mit „Plutoniumstaub“ und werden dann erwischt. Hier hätte das Märchen noch gerettet werden können, aber nein, es geht gnadenlos unglaubwürdig weiter: Larissa bietet ihren Körper für Informationen an. Doch die Plutoniumsau ist pervers und will sie nur nackt in einem Aquarium fotografieren. Wer immer noch nicht eingeschlafen war, bekam dann noch mit, wie Larissa in den Rücken geschossen wurde, sie aber trotzdem mit Kameramann und Bombe flieht. Und dann haben sie auch noch den Schluß vermasselt: Die Halterung der Bombe wackelt (Atomtransporte sind nicht sicher!), das Teufelsding löst sich und fällt vom Lkw. Doch statt die Bombe hochgehen und die ganze Farce im thermonuklearen Blitz verdampfen zu lassen, stirbt nur Barbara Auer einen theatralischen Tod. Was bleibt, ist eine neue Forderung: Kein Atommüll in deutschen Fernsehanstalten! Karl Winter

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