■ Standbild: Spielgefährten
„Jackpot“, Montag, 19.25 Uhr, ZDF
Ein schöner Zug von den öffentlich-rechtlichen Voll- und Rundumversorgern, uns neben anderen wichtigen Verbraucher- auch minutiös ausgearbeitete Couptips zu liefern. Ede Zimmermann rotiert bereits im weißen Ring.
Das klappte nämlich wie am Schnürchen: Man läßt einen Blankolottoschein verbuchen und trägt erst nach erfolgter Ziehung die gewinnbringenden Zahlen ein. So weit, so einfach, zumindest für all diejenigen, die Zutritt zu einer Lottoannahmestelle haben. Nun wird's ein bißchen komplizierter. Man muß einen Insider kennen, der über die Finessen der Lottozentrale Bescheid weiß und technisch hinlänglich versiert ist, die notwendigen Manipulationen vornehmen zu können. Ein weiterer Komplize sollte beim Bombenräumkommando tätig sein, so daß man also im Endeffekt einen Bombenalarm auslösen und während der vorgeblichen Kampfmittelbeseitigung mit Unterstützung des verbündeten Lotterieangestellten den nachträglich ausgefüllten Lottoschein samt Mikrofilmduplikat in die vierfach gesicherte Stahlkammer schmuggeln kann.
Bingo, schon wäre man Millionär! Es sei denn, 88 clevere Mitspieler hätten dieselben Zahlen getippt. Ganz so zügellos wollte man die frivole Liebäugelei mit der Sünde zu guter Letzt denn doch wohl nicht treiben. Schließlich reden wir über das Zweite Programm, und da ist man traditionsgemäß etwas betulicher, was solche Dinge angeht. Den ausführenden Betrügern wurde schon noch die rechte Moral zuteil: Die launische Anstifterin kam endlich unter die Haube, auch ihr verflossener Verlobter fand eine neue Bezugsperson, und das alles war natürlich viel besser als die Reichtümer, die man mittels unlauterem Tun theoretisch hätte ernten können. Kurzum: Verbrechen lohnt nur bedingt.
Wäre nun die Krimi-Komödie nicht so trefflich besetzt gewesen – mit einer überraschend wendigen Claudia Michelsen, mit dem gekonnt fahrigen Dieter Landuris und dem wunderbar maulfaulen Bernd Michael Lade –, die Haare hätten einem wohl zu Berge gestanden ob der Vielzahl der günstigen und stets zur rechten Zeit wirksam werdenden Zufälle. Aber mit denen hat ja auch ein Hitchcock gern und durchaus effektiv gearbeitet. Harald Keller
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