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■ StandbildVon Kopf bis Fuß

„Frauen-Fragen. Selbstverteidigung“, Mo., 21.45 Uhr, West3

„Ich stehe an der Bar und werde von der Seite belästigt“, erklärt Isabel. „Ich mache einen leichten Peitschenschlag in Richtung Genitalien. Normalerweise reicht das. Wenn nicht, ziehe ich die Hacke hoch und mache einen Ellenbogenstoß nach hinten. Wenn das immer noch nicht genug ist, mache ich ihn kampfunfähig.“ Spricht's, und verpaßt dem Kerl einen Kinnhaken. „So muß es nicht enden, kann aber“, kommentiert die Moderatorin. „Und genau dieses Kann gibt große Sicherheit“.

Dieses kann sollen Frauen mittels Kampftechniken lernen und damit große Sicherheit erwerben können. Ob sie nun per Jiu Jitsu, Karate, Wen Do oder Model Mugging Ohrenschläge, Augenstiche und Schienbeintritte verteilen lern(t)en: Sicherer, darin waren sich die Befragten einig, fühlen sich seither alle. Aber können sie auch wirklich, wenn es darauf ankommt? Das hätte man gern erfahren. Doch die Autorinnen interessierten sich letztlich weniger für Hand und Fuß als für den Kopf. Darüber konnten auch die Trainingsprügeleien mit gutgepolsterten männlichen Sparringspartnern nicht hinwegtäuschen.

Je länger die Kursteilnehmerinnen darüber sprachen, daß ihnen die erlernte Hand- und Fußarbeit die Angst vor dunklen Straßen oder Handtaschenräubern nimmt, desto klarer wurde, daß all das Hauen und Stechen zuvorderst der (notwendigen) Überwindung ihrer eigenen Weiblichkeitsklischees gilt – eine Frau haut, brüllt, wehrt sich nicht. Aber lassen sich diese Klischees, jahrelang ansozialisiert, in sechzehn Stunden Karate wirklich überwinden? Zweifelhaft. Die versprochene Sicherheit, ahnt man, ist für die meisten zunächst nichts als eine nützliche Selbstsuggestion, kann aber im Ernstfall auch sehr gefährlich sein. Selbstverteidigung? Die objektive Reichweite der verschiedenen Techniken war für die Autorinnen kein Thema. Hauptsache Selbstbewußtsein, dafür ist jedes Mittel recht – ihretwegen auch Hand und Fuß. Selbstbehauptung fängt schließlich, genau wie Angst, im Kopf an. Bei dem sie in den beiden letzten Beiträgen denn auch endgültig und sicher landeten: bei Frauenbildern in Polizistenhirnen, Politik und Kunstgeschichte. Ihre Botschaft „Selbstbestimmte, starke Täterin“ statt „Opferheldin“ blieb denn auch selbst schwer suggestiv – und irgendwie ganz ohne Schlagkraft. Barbara Häusler

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