■ Standbild: Waranismus pur
„Komodo – Insel der Drachen“, Mo., 20.15 Uhr, ARD
Eigentlich ist er ja ein ganz possierlicher Kerl, der Komodo-Waran. Verbringt seine Zeit mit „Sonnenbädern, Futtersuche und Dösen im Schatten“. Und „wenn Vögel so freundlich sind, am Boden zu nisten, genießt er die wohlschmeckenden Eier“. Gelegentlich nimmt er auch ein Schlammbad oder eine Munddusche, und noch nie wurde er beim Fischfang beobachtet, erklärt eine freundliche Off-Stimme.
Die wahre Natur dieser drei Meter langen Räuber- Echse kommt nur allmählich zum Vorschein. Selten gelang es einem Film, die ungestüme Grausamkeit der Natur zur besten Sendezeit mit solch schonungslosen Bildern zu präsentieren: Der Waran stört sich nicht am Geschrei des am Boden liegenden Hirsches. Er beißt dicke Fleischbatzen aus dem entsetzten Tier. Die Autoren zeigen uns den Waran als gefährliche Bestie: „1974 ist der 79 Jahre alte Baron von Reding auf der Insel verschwunden und angeblich von Komodo-Waranen verschlungen worden.“ Angeblich!
Auch von der Emanzipation hat der wilde Waran noch nichts gehört: „Nach vielen langen Stunden signalisiert das Weibchen durch Bewegungslosigkeit ihre Bereitschaft. Wir werden Zeugen dieses Waranismus.“ Tatsächlich. Das Männchen besteigt das Weibchen, dreht sie mit einem Hinterbein um und dringt 2- bis 3mal in sie ein. „Die Paarung ist recht kurz, aber in den nächsten Stunden kann es immer wieder zu Geschlechtsverkehr kommen.“ Was anschließend geschieht, kann uns nach einer halben Stunde blutiger Doku nicht mehr verwundern: Erwachsene Echsen fressen ihre eigenen Jungen. Manfred Riepe
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