■ Standbild: Tetzlaff & Brecht
„Kleiner Mann ganz groß“, Donnerstag, 23 Uhr, ARD
„Viktor Bölkoff heiße ich jetzt“, sagt Heinz Schubert mit beschwörender Stimme. Nicht etwa, weil im Spiegel-Interview sein neuester Rollenname mutwillig zu „Viktor Bölkstoff“ verballhornt wurde (die Serie „Mit einem Bein im Grab“ startet kommende Woche), sondern vor allem, weil er immer noch mit seiner berühmten Rolle identifiziert wird – der des Alfred Tetzlaff.
In Ilona Kalmbachs Porträt kam kein Auftritt des Schauspielers Heinz Schubert zu kurz. Noch einmal erzählte Wolfgang Menge, der Autor jener WDR- Sitcom, von „Ein Herz und eine Seele“. Heinz Schubert sei auch wegen seiner eher schmächtigen Statur die Idealbesetzung für das „Ekel Alfred“ gewesen. Die Schwierigkeiten mit dem Leben, so Menge, mußte er ihm nicht in die Rolle schreiben, die verkörpere er ja schon selbst.
Auch „Schubi“, wie ihn die Kollegen tatsächlich nennen, sieht ein, daß er nun mal nicht „den Siegfried“ spielen konnte, statt dessen meistens den „wildgewordenen Kleinbürger“. Und das über Jahrzehnte und in einigen spektakulären Inszenierungen: Zahlreiche, nicht zu kurze Ausschnitte erinnerten daran, welches Format Schubert als Schauspieler hat – wobei er keineswegs immer „auf Nummer Sicher“ ging, wie er findet.
So spielte er etwa den „starken Ferdinand“ bei Kluge und Reitz, Hitler bei Syberberg oder auch in Zadeks „Lulu“. Selbst Bilder von frühen Inszenierungen des Berliner Ensembles aus den fünfziger Jahren stöberte Kalmbach auf, aus der Zeit, da Schubert unter Brecht spielte, etwa in der „Dreigroschenoper“. Von „Bescheidenheit und großer Kunst“ spricht sein Freund Günter Gaus; auch erstere ist deutlich zu spüren in den Gesprächen, die er mit der Autorin an privaten und öffentlichen Schauplätzen führte – wie im Hause des BE, dem er in Nostalgie verbunden scheint, oder, ein wenig pathetisch, unterm Brecht-Denkmal.
Ohne die Arbeit mit Brecht übrigens hätte er die Figur des Alfred Tetzlaff „nie hinbekommen“, sagt Schubert. Angesichts der Tatsache, daß seine neueste Rolle (laut WDR) zwar ganz anders, aber dennoch ähnlich angelegt sein soll, profitiert er also wahrscheinlich erneut von seiner Erfahrung als „Ekel“ – jetzt als Viktor Bölkstoff. Bölkoff. Oliver Rahayel
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