■ Standbild: Eher unterirdisch
„Tatort – Tod im All“, So., 20.15 Uhr, ARD
Eine derart abwechlungsreiche Rolle dürfte Dietmar Schönherr selten gespielt haben: Erst sah man ihn als graubärtigen Science-fiction-Autor auf diversen Buchdeckeln, später als halbverweste Leiche im Wald, und zwischendurch mutierte sein Gesicht zur schaurigen Fratze eines Außerirdischen mit Facettenaugen und Reißzähnen. Diese sehenswerte Sequenz entsprang freilich nur dem Alptraum der Kommissarin, die sich ansonsten reichlich bemühte, eine rationale Haltung zu bewahren. Was ihr nicht leichtfiel, denn der produzierende Südwestfunk hatte nichts unversucht gelassen, um das Drumherum mächtig auf outer space zu trimmen: von Synthieklängen bis hin zu einem geheimnisvollen Anrufer, der seine verzerrte Stimme immer dann erhob, wenn es gerade langweilig wurde.
Tatort meets Star Trek also? Leider nicht wirklich. Statt dessen entpuppte sich die Ufo-Entführung des Bestsellerautors als schnöder Mord seines habgierigen Verlegers und die Kommissarin als schlechtgelaunte Realistin, die zwar als einzige die richtige Humbug-Theorie in petto hatte, komischerweise aber gleich ein ganzes Geflecht von kriminalistischen Bezugspersonen benötigte, um den Fall zu lösen: neben ihrem Assistenten noch die dunkelhäutige Freundin fürs Nina-Hagen-Konzert zwischendurch und einen zerknautschten Hauptkommissar, der hauchdünn planierte Weisheiten zum besten gab.
Trotz dieser geballten polizeilichen Übermacht war es letztendlich der gute alte öffentlich-rechtliche Rundfunk in Form zweier beherzter Jungjournalisten, die den Toten durch die neueste Audiotechnik wiederauferstehen ließen. Woraufhin der bis dato kühl und klug agierende Mörder mit geschultertem Spaten in den Wald eilte und die versammelten Hundertschaften zur Leiche führte.
Sie merken schon, kein außer-, eher ein unterirdischer Einfall. Wie das computeranimierte Schlußbild, mit dem der schlichte Krimi unvermittelt in eine Art Independence Day abrutschte. Oliver Gehrs
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