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■ StandbildFrau von Aldi

„Die Stunden vor Morgengrauen“, ZDF, Mo., 20.15 Uhr

Ein irres Funkeln könnte jetzt in den Augen von Vera (Gudrun Landgrebe) aufleuchten. Tut es aber nicht. Schade, hätte so gut gepaßt, denn Luise (Suanne Lothar) stillt gerade ihr Baby, und auf dieses Baby hat es die teufliche Untermieterin doch so sehr abgesehen. Aber leider hat Gudrun Landgrebe keine Lust gehabt, ihren Gesichtsausdruck für ihre Rolle im „Fernsehfilm der Woche“ zu variieren, und mimt statt dessen die Frau an der Aldi- Kasse in der Mittagspause: Diese Kasse ist geschlossen, lassen Sie mich gefälligst in Frieden. Vera will Luises Baby, weil sie ihr eigenes bei der Geburt verloren hat und seither von der fixen Idee verfolgt wird, bösartige Halbteufel in Weiß hätten ihr im Krankenhaus ihr Neugeborenes entrissen und einer anderen untergeschoben. Also besorgt sie sich die Patientenkartei und klappert ihre Kreißsaal-Genossinnen nach dem verlorenen Sohn ab. So landet sie schließlich bei Luisens Familie, wo sie sich perfide als Untermieterin einschleicht und Zwietracht unter den Eheleuten sät. Und wieder die große Frage: Spielt Gunter Berger den bornierten Gatten so teilnahmslos, weil Regisseur Wolf Gremm es so wollte? Wir grübeln noch, und auch Luise grübelt, warum ihre Untermieterin so seltsam ist. Das sind Gemeinsamkeiten, die Schauspieler und Zuschauer verbinden, und deswegen küren wir hiermit Susanne Lothar zum einzigen Sonnenstrahl dieser „Stunden im Morgengrauen“. Eine verunsicherte Mutter, die vom Mann für verrückt gehalten wird. Dummerweise ist diese Sympathieträgerin ständig übermüdet, weil sie ständig stillen muß, und in einem Schwall von Zuneigung zu dieser verfolgten Frau nicken wir auch fast ein. Stefan Kuzmany

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