piwik no script img

■ StandbildLustig-lustig

„Kennen Sie den?“, Sa., 22.25 Uhr, RTL

Kennen Sie den Onkel, der auf jeder Familienfeier mit sabbrigen Lippen feuchte Witze daherzotet, damit sein verdrückter und verschwitzter Sexus zumindest zeitweilig entlastet wird? Der jeden Samstag abend sein Kotelett auf den Grill wirft und mit dem Schrei „Zarter, du Sau“ anfeuert, um sich anschließend, bekleidet mit nichts als einer kurzen, beigen Cordhose und braunen Ledersandalen, vor dem Fernsehgerät niederzulassen? Das ist der Onkel, der seit vergangener Woche eine niet- und nagelneue Lieblingssendung hat: „Kennen Sie den?“ Eine Arena des dumpfen Witzes, in der tatsächlich blöde Blondinen umständliche Geschichten über „Frösche, die Tümpelchen“ vögeln, zum besten geben.

Nach einem Konzept des Uralt-Plagiators Rudi Carrell, der seit den Sechzigern Sketche aus dem englischen Fernsehen nachspielt, hat RTL eine Sendung produziert, die ihren Vorläufer in der ARD-Show „Gaudimax“ hat, seinerzeit moderiert vom Sportreporter Gerd Rugenbauer. Jetzt ist einer angetreten, den man bei RTL immer noch für einen Komikexperten hält: Mike Krüger. Inzwischen durch die gesamte TV- Landschaft gereicht, ist Krüger allenfalls der Abklatsch eines Komikers. Nie sah man einen, der so aufgesetzt lustig-lustig spielt.

In „Kennen Sie den?“ müssen vier Kandidaten Scherze erzählen, Pointen ergänzen und „optische Witze“ spielen. Zwischen den Runden baut Krüger so schlagfertig wie ein alter Esel Übergänge und verteilt wirr Punkte für nichts. Was nach einer Stunde beim Betrachter den Wunsch erzeugt, endlich die wirklich infantile Muschi- und Pimmel-, Pipi- und Kacka-Anarchie auszurufen. So lange jedoch triumphieren Kotelett-Onkel wie Mike Krüger. Michael Ringel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen