■ Standbild: Trockenschwimmen
„Kopfsprung in die Goldgrube“, Do., 20.15 Uhr, Arte
Ein Kopfsprung in eine Goldgrube sollte weh tun. Doch weil der Untertitel dieser Reportage „Hinter den Kulissen des Sport-Busineß“ hieß, nun ja, fragte man sich zunächst: Was mag denn heutzutage hinter den Kulissen vorgehen, was wir nicht eh schon wissen oder ahnen? Daß Sportler, vor allem Sportlerinnen, zumal wenn sie einigermaßen apart aussehen, auch ein Stück vom großen Kuchen abhaben wollen und kriegen? Vielleicht aber sollte es ja hier um besonders bösartige, arme Athleten ausbeutende Manager gehen. Oder Sportler, die vor lauter Dollarzeichen in den Augen den Arsch nicht mehr hochkriegen.
Nichts da. „Kopfsprung in die Goldgrube“, eine Reportage von Jens Becker und Gunnar Dedio, war am Ende Trockenschwimmen. Ein hübsch zurechtgemachter Dreißig-Minuten-Film über die verantwortungsvolle Tätigkeit von Manager Werner Köster, seiner „Sport-Kommunikations-Firma“, sprich: Sportler-Vermarktungs- Agentur, und über seine Schützlinge. Eigentlich ein Werbefilm für eine Werbeagentur.
Der Hausfotograf durfte erzählen, daß Franziska van Almsick irgendwie Charisma hat, Almsick selber schwärmte, daß sich in den Jahren mit Köster so etwas wie „Beziehung, Nähe“ hergestellt habe, und Stev Theloke, ein Newcomer des Schwimmsports aus der schönen Stadt Chemnitz, war auch sehr glücklich. Er hat jetzt nämlich dank Köster & Co. einen Deal mit Adidas bekommen. Und nicht zuletzt werden die Autoren sicher auch sehr froh gewesen sein, daß sie nette Unterwasseraufnahmen hingekriegt haben und außerdem für ein paar Dutzendbilder von Franzi nach Florida jetten durften. Ist doch was. Andreas Lehmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen