■ Standbild: Immer nur lächeln
„Die Zauberfrau“, Dienstag, 20.15 Uhr, Sat.1
Charlotte Pfeffer hat alles: einen gut bezahlten Job als Serienstar, Charisma bis zum Umfallen, einen gut verdienenden Mann, ein Traumhaus und putzige Zwillinge. Dennoch ist sie nicht recht glücklich. Sie sucht nämlich nach „ihrem Lebenstraum“. Dies ist in etwa die Handlung von Hera Linds „Zauberfrau“. Einem lauen Job, einer mauen Ehe muß auf die Sprünge geholfen werden, letzteres auch mit der Hilfe eines Verhältnisses. Hera Lind dürfte ihre Ansichten über Geschlechterbeziehungen aus den zwanziger Jahren bezogen haben. Den Zuschauer erwartet auch in der Verfilmung ein Brigitte-Idyll. Geschmackvolle Möbel, feine Garderobe und handgeklöppelte Probleme. „Die Zauberfrau“, so steht geschrieben, sei ein Film, den man mit Augenzwinkern sehen soll. Wir haben kaum gezwinkert, was mit den fehlenden Höhepunkten zu tun hatte. Eigentlich ist es immer dasselbe: 1. Charlotte langweilt sich mit dem Gatten, 2. Charlotte läßt etwas fallen, 3. Charlotte gibt sich dem fremden Aufheber hin. Dazu plingen jeweils Töne. Ilse Hofmann hat ihre Filmversion mit allerhand Voice-over satt ausgerüstet und Vergangenheit und Gegenwart hübsch verschachtelt. Doch das Voice-over muß hier Gequatsche bleiben, und das Verschachteln maniriert. Charlottes Gatte heißt Ernstbert, die Kinder Ernie und Bert. Iris Berben, sie spielt die Charlotte, ist eine sympathische Frau. Eine gute Schauspielerin ist sie nicht. Nun erfordert der Stoff dies vielleicht nicht, aber irgendwo hätte man sich doch gern in die Seele zwicken lassen. Und zwar so doll, daß auch die Augen hätten zwinkern müssen. Doch wie Charlotte sollte man immer nur lächeln. Anke Westphal
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