: Stammtischgedröhn
■ Frank Degen / Egon Franke / Eberhard Diepgen
Mit 1 1/2monatiger Verspätung hat nun endlich der Fraktionsvorsitzende der Berliner Republikaner, Frank Degen, die taz vom 5.Juli gelesen. In einem Artikel mit der Überschrift „Sylt bald hundefrei?“ war gefordert worden: „Ab in den Grill mit den Kötern! Da sollen sie zum letzten Mal stinken.“ Degen wartet jetzt auf die „Welle der Empörung“, die „durch ganz Deutschland“ schwappt. Dies sei ein „ungeheurer Skandal, der innerhalb der Presse seinesgleichen sucht.“ Weiterhin gehöre dieser Artikel vor den Deutschen Presserat, und die taz verdiene mindestens eine Rüge. Offenbar unterbeschäftigt ist die Landesleitung der stockkonservativen Polizeigewerkschaft Berlin. Sie macht sich darüber Gedanken, ob die AL womöglich Steuergelder zu Gunsten von Straftätern verschleudere. Mit ihrer Forderung, statt eines neuen Kripo-Dienstgebäudes Wohnungen zu bauen, leite die AL eine „Rückkehr in die Kriminalitätsbekämpfung des 16.Jahrhunderts“ ein. Egon Franke, seines Zeichens Landesvorsitzender der Gewerkschaft, meinte dazu, die Haltung der Alternativen zeige einmal mehr, „daß der AL nicht daran gelegen sei, die Kriminalität wirksam zu bekämpfen.“ Hellwach dagegen ist, wie stets, unser Ex -Regierender Diepgen. Pfiffig erkannte er die aktuelle Lage drüben, bei unseren Brüdern und Schwestern: „Die DDR-Führung verspielt ihren Kredit im Westen, ihr Guthaben im Osten und die Sicherheiten im Innern.“ Indes seine messerscharfe Erkennntnis: „Die Macht wird los, wer die Menschen machtlos macht“, kam für Diepgen selber zu spät.
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