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Archiv-Artikel

integrationspreis Städte mit Krakenarmen

Preise schmücken immer diejenigen, die am schnellsten danach greifen. Essen und Dortmund müssen riesige Greifarme besitzen oder der Bertelsmannstiftung werbewirksame Prospekte ihrer Integrationspolitik unter die Nase gehalten haben – sonst wären sie kaum Anwärterinnen auf die ausgelobte Auszeichnung. Wäre ihnen die Integration tatsächlich gelungen, könnten die ausländischen BürgerInnen in den beiden Revierstädten am gesamten Stadtleben teilnehmen und gleichzeitig ihre Identität wahren.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Dass dies offensichtlich nicht gelungen ist, zeigen die entstandenen Gettos zum Beispiel in der Dortmunder Nordstadt. Dort sind die Mieten niedrig, die Arbeitslosenquote hoch und Straßenzüge fest in türkischer Hand. Der Stadtteil hat mit den grünen, fast ausschließlich von reicheren Deutschen bewohnten Vierteln herzlich wenig gemeinsam, einen Austausch gibt es nicht.

Auch Essen will nicht auf ausländische MitbürgerInnen zugehen. Noch in diesem Jahr sprach sich die CDU dagegen aus, ÄrztInnen und PflegerInnen türkisch lernen zu lassen, weil „Türkischkurse der Integration“ schadeten. Kein Wunder, dass in Essen wie im gesamten Revier der Status von MigrantInnen, immerhin fünfzehn Prozent der Bevölkerung, denkbar schlecht ist: Der Anteil Jugendlicher ohne Schulabschluss ist bei Migrantenkindern doppelt so hoch. Daran werden die preiswürdigen Projekte wenig ändern.