: Stadtwerke an die Preag verdealt?
■ Gerüchte über Verhandlungen mit dem Atom-Stromkonzern werden von allen Seiten dementiert
„Es hat Gespräche geben, aber keine Verhandlungen“ ist die gebetsmühlenartige Antwort auf die gebetsmühlenartige Frage nach dem Verkauf von Stadtwerke-Anteilen an die Preussen-Elektra AG (Preag). Nach Informationen aus Energiekreisen gibt es auf die Frage allerdings eine brisante Antwort: demnach soll es bereits Verhandlungen geben haben und es soll ein Vorvertrag unterzeichnet worden sein. Bei den Stadtwerken und der Preag in Hannover würden bereits eifrig die Vorbereitungen zum Verkauf von 24,9 Prozent der Anteile getroffen.
Zweites mögliches Indiz: In einem Artikel des „Börsenblattes“ vom 13.Januar über den Stromgiganten Preag wird der Vorstandsvorsitzende Hans-Dieter Harig mit der Bemerkung zitiert, mehr als 24,9 Prozent der Stadtwerke seien für die Preag aus kartellrechtlichen Gründen nicht drin. „Für ein knappes Viertel der Anteile dürften rund 300 Millionen DM zu mobilisieren sein“, schreibt die „Börsenzeitung“. Woher, wenn nicht aus internen Unterlagen der Stadtwerke, kommt eine solche Schätzung? Das Wertgutachten, das im Auftrag Bremens über die Stadtwerke erstellt wird, ist noch nicht beendet und wird erst in den nächsten Tagen veröffentlicht.
„Diese Zahl ist eine Spekulation des Journalisten“, weist Peter-Carl Rühland von der Preag den Verdacht zurück, es gebe bereits einen Stadtwerke-Deal. Ihm sei nicht bekannt, daß in seinem Haus an einer Übernahme von Anteilen der Stadtwerke gearbeitet werde. „Wir sind interessiert, aber wir kennen ja das Gutachten noch nicht, höchstens Eckwerte.“ Die „Eckwerte“ könnte die Preag erfahren haben, als einer ihren Experten an der Präsentation eines Zwischenergebnisses des Gutachtens teilnahm.
Auch von Bremens Finanzsenator Volker Kröning kommt ein klares Dementi: „Es gibt keine Verhandlungen, sondern die Preag ist einer von einem Dutzend Interessenten.“ Den Wert von 300 Millionen nimmt der Finanzsenator angesischts der Haushaltslage „mit Genugtuung zur Kenntis“, doch für wieviel an wen verkauft werde, bleibe einem Senatsbeschluß vorbehalten.
Große Augen macht auch Umweltsenator Ralf Fücks. Die Umweltbehörde wisse nichts von Verhandlungen, erklärte Edo Lübbing von der Behörde. Noch im Dezember hätte es auf eine derartige Anfrage beim Finanzsenator die Antwort „keine Verhandlungen“ gegeben. Woher die summe von 300 Millionen komme, sei ebenfalls nicht zu erklären, doch es unterstreiche nur den Wert der Stadtwerke als Tafelsilber Bremens. „Viel eher als über den Verkauf sollte daher zum Beispiel an eine Übereignung mit gleichzitiger Rückleasung der Anteile nachgedacht werden“, meint Lübbing.
Die Stadtwerke-Anteile sollen verkauft werden, um den Anteil Bremens an der „Interessentenlösung“ für die Bremer Klöckner- Hütte zu finanzieren. Voraussetzung für einen Einstieg der Preag ist nach den Worten von Vorstandsvorsitzenden Harig aber auch, daß die Preag „als Partner in Bremen gewollt“ wird. Genau dies ist aber bisher nicht der Fall: die Ampelpartner SPD und Grüne haben jeweils Beschlüsse gefaßt, die einen Verkauf der Anteile nur bis 24,9 Prozent zuläßt und zwar nicht an Stromkonzerne, die im Geschäft mit Atomstrom sind. Da aber sitzt die Preag ganz dick drin: „Wir haben schöne Erfahrungen mit der Atomenergie gemacht, und wir wollen sie auch fortsetzen“, verkündet Harig. Dem Stromkonzern mit einem Umsatz von 12 Milliarden Mark und einem Absatz von 80 Milliarden kWh im Jahr 1992 geht es trotz Rezessionso gut, daß er sich aus dem Kuchen der Stromversorgung in den neuen Ländern ein gehöriges Stück herausschneiden konnte: Am Dienstag übernahm die Preag die Mehrheit von fünf regionalen Stromversorgern in der ehemaligen DDR. bpo
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