Stadtschloss II: Ein bisschen spenden
Mit dem Bau geht es voran – für die historischen Fassaden aber fehlt noch viel Spendengeld.
Das Humboldtforum scheint sich vom umstrittenen Großprojekt zur Musterbaustelle der Hauptstadt gewandelt zu haben. Während andere Bundesvorhaben täglich neue Skandale produzieren, wachsen am Schlossplatz ganz geräuschlos die Geschosse in die Höhe. Bislang sieht es so aus, als ob der Eröffnungstermin Ende 2019 und sogar die Kosten von 590 Millionen gehalten werden können. Bei der Bauherrin, der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, spricht man schon von einer „Erfolgsstory Humboldtforum“.
Bei den privaten Spenden, aus denen laut Bundestagsbeschluss die drei historischen Fassaden und der Schlüterhof finanziert werden sollen, sieht es nicht ganz so rosig aus. Wie aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen im Bundestag hervorgeht, lagen der Stiftung Mitte März lediglich 7,8 Millionen Euro in bar vor, dazu noch Sachleistungen, die der private Förderverein Berliner Schloss für die Bauarbeiten in der Spandauer Schlosshütte zur Verfügung stellt. Benötigt werden für die Fassaden 80 Millionen.
Der Bundestag gibt sich zwar optimistisch – mit sichtbarem Baufortschritt wachse erfahrungsgemäß die Spendenbereitschaft. Er hat aber auch vorgesorgt für den Fall, dass nicht genug Spenden zusammenkommen: Der Bund hat eine sogenannte Verpflichtungserklärung unterzeichnet, die im Haushalt 2014 und den Folgejahren bereits eingeplant ist. Fehlende Mittel werden danach aus dem Bundeshaushalt bestritten.
Also müssen am Ende doch die Steuerzahler für die Barockträume der Historienfans zahlen? Christian Kühn, grüner Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik, spricht von einer „Milchmädchenrechnung“: „Ohne eine seriöse Finanzierung hätte der Bau nie begonnen werden dürfen. Es ist mehr als fraglich, ob die 80 Millionen an Spenden jemals erreicht werden können“, sagte er der taz.
In der Stiftung Berliner Schloss widerspricht man dieser Sichtweise und verspricht: Das wird alles noch. 19 Millionen an „Barmitteln“ besitzt die Stiftung aktuell. Der Haken ist nur: Neun Millionen davon sind zweckgebundene Spenden für historische „Extras“ wie die Barockkuppel und Innenportale. Bleiben knapp 10 Millionen für die Barockfassaden übrig – ein Achtel der bis 2019 benötigten Gesamtsumme. Bernhard Wolter, Pressesprecher der Stiftung, sieht darin kein Problem: Das Geld reiche, um alle laufenden Arbeiten in der Schlossbauhütte zu bezahlen und neue Aufträge zu vergeben. Anfang 2015 werde mit den Fassadenarbeiten begonnen – bis dahin träfen sicher weitere Spenden ein.
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