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Archiv-Artikel

Stadt spielt Vermittler

Nach dem Verkauf des SSK-Hauses Salierring 41 lädt Kölns Sozialdezernentin Besitzer und Mieter zum Gespräch

KÖLN taz ■ Bislang hat Stefan Gebauer wenig Freude an seinem neuesten Besitz, dem Haus Salierring 41. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag demonstrierten rund 150 SSKler und Freunde der Sozialistischen Selbsthilfe lautstark vor dem Privathaus des Rechtsanwalts in der Mülheimer Krahnenstraße. Der Grund: Die SSKler, die seit rund 30 Jahren im Salierring Nr. 37 und 41 leben und arbeiten, standen selbst seit Monaten in Kaufverhandlungen mit dem bisherigen Besitzer Heiner Jachertz und fühlten sich entsprechend vor den Kopf gestoßen, als der am Dienstag überraschend an Gebauer verkaufte.

Wenig begeistert zeigte sich die SSK auch von dem Angebot Gebauers, das der inzwischen der Stadt unterbreitet hat: Danach könne die Stadt ja die Nr. 41 für „monatlich pauschal 7.000 Euro netto kalt“ anmieten und an die SSK untervermieten. Zwar nur für maximal fünf Jahre. Aber in der Zeit könne die Stadt der SSK sicher ein anderes Haus besorgen, vermutet Gebauer in seinem Brief an Sozialamtsleiter Stephan Santelmann. „Das ist verdammt dreist“, findet eine SSKlerin. „Bei dem Preis hat er das Haus in fünf Jahren fast schon refinanziert – auf Kosten der Stadt natürlich!“ Zumindest fast: Nach fünf Jahren hätte Gebauer 420.000 Euro Mieteinnahmen zu verzeichnen – bei einem mutmaßlichen Kaufpreis von 700.000 Euro, der laut Gebauer „nicht ganz falsch ist“.

Die SSK jedenfalls möchte diese Art von Unterstützung zu Lasten der Stadtkasse nicht. „Wenn die Stadt uns helfen will, dann soll sie dafür sorgen, dass Gebauer vom Kauf zurücktritt und dass wir die beiden Häuser kaufen können“, schlug die oben zitierte Bewohnerin gestern vor.

Wie die Stadt zu dem Angebot Gebauers steht, wollte Sozialdezernentin Marlis Bredehorst gestern nicht sagen. Aber natürlich habe die Stadt „großes Interesse“ am Erhalt der SSK. „Wir werden uns weiter einmischen und dafür sorgen, dass es zu einer einvernehmlichen Lösung kommt“. Und so trafen sich gestern Nachmittag auf Initiative der Dezernentin der Leiter des Wohnungsamts sowie Heiner Jachertz, Stefan Gebauer und die SSKler zu einem ersten Gespräch. Der Ausgang der Unterredung stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Susanne Gannott