Stadt in der Heide : Gute Idee fürs Abstellgleis
Mein Gott, Walter! Man mag Wirtschaftsminister Hirches Vision für eine halten, die er gemäß Helmut Schmidt lieber beim Arzt kurieren sollte. Allerdings ist der Plan, die strukturschwache Lüneburger Heide mit einem ICE-Halt zu beglücken, bislang nicht mehr als ein realitätsfernes Projekt. Und natürlich eine Idee, die fünf Monate vor der Landtagswahl ein wenig Aufmerksamkeit auf den sonst nicht gerade schillernden FDP-Minister lenken soll.
KOMMENTAR VON KAI SCHÖNEBERG
Verkehrs- und umweltpolitisch ist es sogar sinnvoll, Anwohner mit guten Verbindungen in die Bahn zu locken. Ansetzen sollte die Kritik an den Bahnstrecken, an deren Knoten Bahnhof und Stadt entstehen sollen.
Vor allem die Y-Trasse ist ein Unding. Die ypsilonförmige Strecke soll entlang der A 7 von Hannover Richtung Norden führen und in die Bahntrassen Bremen-Hamburg und Soltau-Bremen münden. Mitten durch die Heide. ICE sollen auf der 1,3 Milliarden teuren Strecke brausen, außerdem soll sie den Seehafen-Verkehr entlasten. Allerdings liegen die Probleme für den Güterverkehr nicht in der Fläche, sondern an den Bahn-Knoten Hamburg und Bremen.
Die Y-Trasse bringt außer der Zerstörung intakter Natur und ein paar Minuten Zeitersparnis für Zugreisende wenig. Zudem nutzt die bestehende „Amerikalinie“ kein Mensch. Ergo: Hirche-City gehört aufs Abstellgleis.