Stabschef im Weißen Haus: "Rahmbo" geht von Bord
US-Präsident Obamas rechte Hand, Rahm Emanuel, will für das Amt des Chicagoer Bürgermeisters kandidieren. Der harte Verhandler wird so leicht nicht zu ersetzen sein.
Noch ist die Entscheidung nicht endgültig verkündet. Aber die US-Medien rechnen fest damit, dass Rahm Emanuel diesen Freitag seinen Rücktritt vom Posten des Stabschefs im Weißen Haus erklären wird, um eine Kandidatur als Bürgermeister von Chicago vorzubereiten. Schon werden mögliche Nachfolger des 50-Jährigen gehandelt - doch einfach zu ersetzen ist Emanuel nicht.
Wie Präsident Barack Obama kommt Emanuel aus Chicago. Schon als junger Mann stürzt sich der Sohn israelischer Migranten in die Politik, arbeitet in den 80ern für den damaligen demokratischen Bürgermeister Chicagos. Er organisiert Wahlkampfaktivitäten und Fundraising für Bill Clinton in den 90ern, geht als Berater mit ins Weiße Haus, lässt aber 1999 die Politik gänzlich liegen und verdingt sich stattdessen als erfolgreicher Investmentbanker. Sein Vermögen, das heute auf 5 Millionen US-Dollar geschätzt wird, hat er in diesen Jahren zusammenbekommen.
2002 lässt sich Emanuel ins Repräsentantenhaus wählen, steigt schnell auf und wird demokratischer Wahlkampfarchitekt der Kongresswahlen 2006, bei denen die Republikaner nach 12 Jahren die Mehrheit verlieren. Auch im Wahlkampf Barack Obamas zwei Jahre später spielt Emanuel eine Schlüsselrolle - und er wird mit dem Posten des Stabschefs belohnt.
Emanuel - Spitzname "Rahmbo" - hat den Ruf eines harten Verhandlers, der seine Interessen pragmatisch, aber eisern durchsetzt. Kritisierten zunächst die Republikaner Emanuels Berufung als zu parteipolitisch, waren es später gerade die Linken, die ihm vorwarfen, politische Grundsätze allzu schnell über den Haufen zu werfen, etwa im Fall der vom Kongress arg verwässerten Gesundheitsreform.
Wenn sich Rahm Emanuel für eine Kandidatur in Chicago entscheiden sollte, muss er zunächst die demokratische Vorwahl am 22. Februar gewinnen. Dass er Obama im Weißen Haus fehlen wird, ist sicher, zumal das Regieren ab November noch ein bisschen schwieriger werden dürfte. Schon heißt es in Washington, Obama wolle erst nach den Kongresswahlen einen Nachfolger benennen, wenn klar ist, wie viele Sitze die Demokraten verloren haben. BERND PICKERT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance