Staatsminister und Gelegenheitsmusiker : Immer Ärger mit Bernie
Es war wie eine Zeitreise. Auf den Stühlen der Talkshow im Studio von Radio Bremen Schauspieler, Entertainer, Politiker – einer von ihnen der frisch gewählte Staatsminister für Kultur, Bernd Neumann (CDU). Eine seiner Qualifikationen für den Job: seine Kenntnisse im Akkordeonspiel (taz berichtete). Und so ließ sich der spät berufene Minister nicht lang bitten, als es darum ging, dem Publikum seine Künste zu demonstrieren. Ein wenig wirkte das wie in den siebziger und achtziger Jahren, als Politiker Mundharmonika spielten oder „Hoch auf dem gelben Wagen“ sangen.
Der Akkordeon-Auftritt zeigt das Politikverständnis des 64-Jährigen: mal ein Gag, ein schnelles Intermezzo und immer auf die Befindlichkeiten der Mehrheiten schauen. So hatte Neumann Zeit seines Lebens Erfolg – und erreichte Positionen in der Bundespolitik von denen andere BremerInnen nur träumen können. Doch sein politischer Instinkt funktioniert offenbar nur noch eingeschränkt: Heute bringen Akkordeon-Stücke, Einstecktücher und solariumgebräunte Haut keine Sympathiepunkte mehr. Und für die Kulturschaffenden wird der Staatsminister eine harte Nuss werden. Neumann gibt seinen Mitarbeitern bekanntlich genaue Vorgaben, wie Briefe zu verfassen sind (1,5-zeilig) und stellt klar, dass er zuerst Bremer CDU-Landesvorsitzender, dann Abgeordneter des Deutschen Bundestags und dann erst Staatsminister sei, so berichtet es zumindest der Spiegel.
Neumann ist ein Fossil, das in den achtziger Jahren vielleicht noch für manche Wähler attraktiv war. Heute ist das anders – sein mageres Wahlergebnis bei der Bundestagswahl in Bremen zeigt dies. Kay Müller