piwik no script img

Sri Lanka fordert Indien zu Härte auf

■ Präsident Jayewardene wirft indischen Friedenstruppen zögerndes Eingreifen vor / Schießbefehl gegen Bewaffnete

Colombo (afp) - Sri Lankas Präsident Junius Jayewardene hat am Sonntag den Soldaten der indischen Friedenstruppen im Norden des Landes vorgeworfen, sie würden nicht entschieden genug gegen tamilische Übergriffe vorgehen. Zuvor hatte er in einer Rundfunk– Rede die Sicherheitskräfte angewiesen, in der nordöstlichen Tamilen–Hochburg Trincomalee auf alle Personen zu schießen, die Waffen trügen und sich weigerten, diese abzugeben. Jayewardene sagte, in dem Abkommen zwischen Colombo und Neu Delhi, das eine Friedenslösung für den Nordosten Sri Lankas herbeiführen soll, habe sich Indien verpflichtet, seine Truppen der Regierung in Colombo zur Verfügung zu stellen, falls diese es verlange. Dem kämen die indischen Truppen jedoch fast nie nach, da sie oft in den Kasernen blieben, anstatt - wie vorgesehen - die Unruhen auf den Straßen zu bekämpfen. Der Präsident kündigte an, daß er im Falle eines längeren tatenlosen Zusehens der Inder deren Abzug von der Insel verfügen und statt dessen srilankische Truppen anweisen würde, Recht und Ordnung wiederherzustellen. Der Anordnung über den Schießbefehl waren Berichte vorausgegangen, wonach Anhänger der führenden tamilischen Rebellenorganisation „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ (LTTE) in der Umgebung von Trincomalee fortgesetzt Moslems und Singhalesen angriffen. Wie es in der Anweisung des Präsidenten hieß, sollten die Truppen notfalls ohne Vorwarnung das Feuer eröffnen. Nach Berichten aus der Region sind seit Beginn erneuter schwerer Unruhen am Mittwoch mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. Die Regierung ordnete für die Stadt - die nach den Vorstellungen der LTTE die Hauptstadt eines unabhängigen Tamilen–Staates werden soll - eine 20stündige Ausgangssperre an. Zwei Mitglieder der verbotenen singhalesischen Janata Vimukthi Fermuna (JVP) sind bei einem Angriff auf ein srilankisches Militärlager nahe Trincomalee getötet worden. Eine 20 Mann starke Gruppe dieser Partei hatte am Sonntag das Lager attackiert und einige automatische Waffen und Munition erbeutet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen